Wir freuen uns sehr darüber, dass Herbert Fischer sich dazu bereit erklärt hat, Sie hier in unserem Blog regelmäßig über das Marktgeschehen rund um das Sammeln von Ansichtskarten zu informieren. Diese Artikel entstehen mit freundlicher Unterstützung des Auktionshauses Daniel Stade.

Über die Auswirkungen auf die Preisentwicklung, die die Corona-Pandemie bei Briefmarken, Ansichtskarten, Münzen und anderen Sammelgegenständen mit sich gebracht hat, habe ich schon in der vergangenen Ausgabe des Marktbarometers ausführlich berichtet. Es ist jedoch nicht nur die stark gestiegene Nachfrage die mit steigenden Preisen einhergeht: auch das gesamte Umfeld hat sich der neuen Situation angepasst und somit stark verändert.

Karte Nr. 289, Wiener Werkstätte, Künstler Egon Schiele, verkauft für 3000.- Euro.

Ausstellungen im Wandel der Zeit

Die Abläufe der Wettbewerbsausstellungen von Vereinen und Verbänden waren bisher immer ähnlich: meist an Wochenenden präsentierten Sammlerinnen und Sammler ihre Ausstellungsexponate einer Jury und warteten dann gespannt auf die Ergebnisse, die in aller Regel am Samstag im Rahmen eines Festabends bekanntgegeben wurden. Zu diesen Ausstellungswochenenden gehörten Gespräche mit anderen Ausstellern und Händlern, und es wurden hierbei manchmal Kontakte und sogar Freundschaften geknüpft, die oft über viele Jahre andauerten. Manchmal rundeten auch Ausflüge in die nähere Umgebung solche Veranstaltungen ab. Schon Monate vor einer Ausstellung bereite man sein Exponat vor, erwarb noch fehlende Stücke und verbesserte die Sammlung so gut wie möglich.

Im Frühjahr des vergangenen Jahres erlebten wir dann, dass sich diese liebgewordenen Abläufe binnen kürzester Zeit völlig veränderten. War man zunächst noch eher ungläubig, wenn Veranstalter ein solches Ereignis verschoben oder es sogar gänzlich absagten, wurde es schon bald zur traurigen Regelmäßigkeit. Zunächst hatten wir alle die Hoffnung, dass Ausstellungen nach wenigen Wochen oder vielleicht auch wenigen Monaten wieder stattfinden könnten. Diese Hoffnung wurde jedoch schon bald von der Realität eingeholt, nachdem etliche Veranstalter ihre Messen, Börsen oder Ausstellungen gleich um ein bis zwei Jahre verschoben haben. Aufgrund der oftmals  langen Vorlaufzeiten für größere Veranstaltungen, waren diese schweren Entscheidungen aber – auch wegen des finanziellen Risikos im Falle einer Absage – leider wohl nicht anders zu erwarten.

So dauerte es nicht sehr lange, bis neue Wege und Möglichkeiten gesucht und gefunden wurden, um Veranstaltungen in einer anderen Form durchzuführen. So boten sich virtuelle Ausstellungen an. Vereinzelt gab es diese schon vor der Zeit vor Corona, und teils wurden sie gelobt, von manchen Sammlerinnen und Sammler aber auch einfach ignoriert, weil sie in ihren Augen keinen adäquaten Ersatz für die klassischen Veranstaltungen darstellen können. Mit Beginn der Corona-Pandemie gab es allerdings nur noch wenige Alternativen: entweder nutze man die Chance, um Erfahrungen mit virtuellen Veranstaltungen zu sammeln oder man hätte komplett auf Ausstellungen verzichten müssen.

Letztendlich wurden viele Versuche auf unterschiedlichsten Ebenen unternommen. So wurden Jahreshauptversammlungen der Sammlervereine per Videokonferenz durchgeführt, Fachvorträge von Vereinen und Verbänden konnten im Internet verfolgt werden und verschiedene Wettbewerbsausstellungen im Bereich der Ansichtskarten und Briefmarken wurden in virtueller Form durchgeführt. Man entdeckte schnell die unterschiedlichsten Möglichkeiten und wusste diese zu nutzen. Festabende wurden durch gemeinsame Zoom-Konferenzen mit anderen Sammlerinnen und Sammlern ersetzt und die schmerzlich vermissten Gespräche und der Erfahrungsaustausch war zumindest eingeschränkt wieder möglich.

Vorführungen von Wildtieren würden heute wohl zu berechtigten Protesten führen, waren aber damals sehr gefragt.

Haben virtuelle Ausstellungen eine Zukunft?

Wir werden sehen, ob es sich hierbei nur um vorübergehende Erscheinungen handelt oder ob Corona vielleicht völlig neue Wege geöffnet hat, die sonst sicher nicht so schnell umgesetzt worden wären. Für die jüngere Generation ist dies möglicherweise sogar die Zukunft: schon heute werden in vielen unterschiedlichen Foren im Internet Meinungen zu Briefmarken und Ansichtskarten ausgetauscht und Kontakte in alle Welt geknüpft. Für die ältere Generation ist diese Entwicklung manchmal aber eher mit etwas mehr Zurückhaltung verbunden, da sie sich den schnellen Veränderungen und dem Umgang mit modernen Kommunikationsmitteln nicht so recht gewachsen fühlt.

Die Herausforderung der Vereine und Verbänden wird nun darin bestehen, die klassischen Präsenzveranstaltungen mit den neu geschaffenen Möglichkeiten auf möglichst interessante Weise miteinander zu kombinieren! So könnte man beispielsweise weiterhin Sammlungen bei Wettbewerbsausstellungen im Original präsentieren und diese aber zusätzlich über einen längeren Zeitraum auch im Internet zeigen. Während an einem Ausstellungswochenende die Zeit manchmal eher knapp ist, bietet die virtuelle Präsentation die Chance, Sammlungen mehr im Detail zu betrachten und daraus vielleicht neue Erkenntnisse zu gewinnen.

Wir dürfen gespannt sein, welche Wege nach der überwundenen Pandemie die erfolgreicheren sein werden.

Schlittschuhlaufende Katze des Künstlers Arthur Thiele, verkauft für 1100.- Euro

Ergebnisse der 56. Stade Auktion

Nun wie immer ein Blick auf das aktuelle Marktgeschehen: In der vergangenen Ausgabe hatte ich Ihnen empfohlen, sich die Lose der 56. Stade Auktion genauer anzusehen. Es wurden auch diesmal eine große Menge an kleineren und größeren Raritäten präsentiert und außer in dem gedruckten Auktionskatalog auch über Delcampe angeboten. Interessenten konnten ihre Gebote direkt über die Plattform abgeben, und die Anzahl der eingehenden Angebote war auch diesmal wieder sehr beeindruckend! Auch in dieser Auktion hat sich wieder gezeigt, wie aufnahmefähig der Markt insbesondere für hochwertige Ansichtskarten ist. So wurde eine Karte des Künstlers Arthur Thiele, die eine schlittschuhlaufende Katze zeigt (T.S.N Serie 1299) für 1100.- Euro zugeschlagen. Inklusiv des Aufgelds und der Nebenkosten war die Bieterin oder der Bieter also bereit, etwa 1350.- Euro für dieses seltene Stück zu bezahlen.

 

 

Skifahrende Katze, verkauft für 557.- Euro

Bemerkenswerte Verkäufe

Aus gleicher Serie wurde Anfang Mai eine Karte, die eine skifahrende Katze zeigt, auf Delcampe für 557.- Euro verkauft. Dieser Preisunterschied rechtfertigt sich durch die unterschiedlichen Qualität beider Karten.

Vor etwa zwei Jahren wurden verschiedene andere Karten dieser seltenen und beliebten Serie noch für etwa 220.- Euro bei Delcampe angeboten und verkauft. Die damaligen Käufer werden angesichts der heutigen Preise froh sein, damals konsequent zugegriffen zu haben.

Überrascht haben auch die Ergebnisse für einige Ansichtskarten, die Zirkusleute, Gaukler und Straßenkünstler in Begleitung von Bären zeigen. Kürzlich wurden einige dieser Karten auf Delcampe verkauft und erzielten Preise zwischen etwa 480.- und 1500.- Euro. Heute würden derartige Vorführungen von Wildtieren wohl zu berechtigten Protesten führen, aber damals waren die Menschen von solchen Darbietungen offensichtlich begeistert, da diese sicherlich nicht alltäglich waren und etwas Abwechslung in den oftmals tristen Alltag brachten. Wie auch immer die Darstellungen auf solchen Karten zu bewerten sind: ausgefallene Motive und bekannte Raritäten sind weiterhin sehr gefragt. So wurde am 31. Mai eine Karte der Wiener Werkstätte des Künstlers Egon Schiele (Karte Nr. 289) für 3000.- Euro verkauft.

Autor: Herbert Fischer (postcards_stamps)

 

 

 

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