Nero, der letzte Kaiser der julisch-claudischen Dynastie, war eigentlich gar nicht als Herrscher vorbestimmt. Vielmehr waren es die Intrigen und Giftmorde seiner Mutter Agrippina, die den jungen Mann auf den Thron brachten.
Als mächtige Frau wurde Agrippina zusammen mit ihren Schwestern und ihrem Bruder auf Münzen abgebildet, die unter der Herrschaft Letzterem im Umlauf waren. Nach Caligulas Tod kam sein und damit auch ihr Onkel Claudius an die Macht. Agrippina heiratete diesen und brachte den Kaiser dazu, ihren Sohn zu adoptieren. Zudem gelang es ihr, Britannicus, den rechtmäßigeren Erben, auszugrenzen. Um die Macht Neros zu stärken, drängte sie ihn zur Heirat von Octavia, der Tochter von Claudius und somit seiner Halbschwester. Im Jahr 54 n. Chr. starb Kaiser Claudius an den Folgen einer Vergiftung und der junge Nero bestieg mit 14 Jahren den Thron.
Der Beginn der Herrschaft des Kaisers
Was die Verwaltung des Imperiums anbelangt, verliefen die ersten Jahre der Herrschaft Neros, der nun von Seneca und Burrus beraten wurde, vorbildlich. Anlässlich des Quinquennium Neronis (Jahrfünft Neros) wurde eine Auflage geprägt.
Zu dieser Zeit war auch der Einfluss Agrippinas auf Nero sehr stark. Folglich zeigt eine der ersten Münzen aus der Herrschaftszeit Neros diesen im Profil zusammen mit seiner Mutter Agrippina. Auf der Rückseite der Münze sind, zu Ehren des ersten römischen Kaisers, Augustus und Livia auf einem Streitwagen abgebildet.
Die Herrschaft Neros war geprägt durch eine bedeutende Währungsreform. Er veränderte die von Augustus verhängten metrologischen Normen und Metalle. Bereits Tiberius begann mit der Abkehr von 1/41 Pfund (unter Augustus vorgeschriebene Legierung: 1/43 Pfund). Unter Nero gelangte man schließlich zu 1/45 Pfund. Also verringerte man die Qualität bestimmter Legierungen von Gold- und Silbermünzen und ließ die Münzen eher von den Werkstätten in Rom als von denen in Lugdunum (Lyon) herstellen.
Das 19 v. Chr. von Augustus eingeführte Währungssystem umfasste 9 verschiedene Münzen, zwei davon aus Gold: der Aureus und der Goldquinar. Der Denar und der Silberquinar bestanden aus Silber. Der Sesterz und der Dupondius bestanden ihrerseits aus Messing und der As, der Semis und der Quadrans schließlich aus Kupfer. Anzumerken ist an dieser Stelle, dass nur eine Art von Goldquinar existierte und aus der Regentschaftszeit Neros kein Silberquinar bekannt ist.
Von 55 bis 60-61 n. Chr. war auf der Rückseite der Münze einen Lorbeerkranz mit den Buchstaben ex S C abgebildet (d. h. Ex Senatus consulto bzw. auf Beschluss des Senats). Als sich die Münzen zwischen 61 und 63 veränderten, wiesen sie zuweilen alte, zuweilen neue Rückseiten auf, aber die Aufschriften blieben unverändert.
Von Agrippina zu Poppaea
Im Jahr 58 lernte Nero dank seines Freundes Otho schließlich Poppaea kennen. Nach Agrippina war sie die zweite Frau, die viel Einfluss auf den Kaiser ausübte. Als Agrippina im Jahr 59 ermordet wurde, konnte Poppaea die Macht über Nero übernehmen.
62 wechselten die bisherigen Berater Neros. Burrus starb und Seneca ging in den Ruhestand, und an ihre Stelle trat Tigellinus. Im selben Jahr ließ sich Nero von Octavia scheiden, weil sie ihm keinen Erben schenkte, und heiratete direkt nach der Scheidung Poppaea, die hingegen gerade schwanger war (das Kind starb jedoch vier Monate nach der Geburt). Octavia wurde hingerichtet.
Ab 63/64 änderte sich die Rückseite der Münzen in regelmäßigeren Abständen.
Ein großes Ereignis prägte die Herrschaft Neros: der große Brand von Rom. Anfangs war Nero selbst der Sündenbock, gab daraufhin aber den Christen die Schuld am Feuer und verurteilte sie zu grausamen Todesstrafen. Gleichzeitig öffnete er seinen Palast den Obdachlosen und organisierte die Nahrungsmittelverteilung.
Neben seiner Rolle als Herrscher war Nero auch Künstler, was zur damaligen Zeit recht verpönt gewesen ist. Das Ende seiner Regentschaft kennzeichneten nichts als Verschwörungen und Hinrichtungen. Im Jahr 68 enthob der Senat Nero seines Amtes, der sich daraufhin zum Selbstmord entschloss, um einer noch grausameren offiziellen Bestrafung zu entgehen. Seine letzten Worte sollen gewesen sein: „Qualis artifex pereo“ (Welch ein Künstler stirbt in mir!). Ebenso läutete sein Tod das Ende seiner Dynastie ein, denn sein Nachfolger war Vespasian aus der flavischen Dynastie, und mit ihm ersetzten neue Münzen die der julisch-claudischen Familie.
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Ein großes Dankeschön an Jehan-Louis Roche für sein fachkundiges Korrektorat des numismatischen Abschnitts in diesem Artikel.