Mehr als 20 Jahre ist es her, als ein außergewöhnliches 3D-Adventure-Spiel für die Konsolen Saturn und PlayStation für mächtig Furore sorgte: „Tomb Raider“. Dieses Spiel sollte ein ganzes Genre revolutionieren und vor allem der Titel-Heldin zu weltweitem Ruhm verhelfen: Lara Croft.
Die Ursprünge
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Heutzutage ist die charismatische Grabräuberin wohl jedem von uns ein Begriff. Die heutige Ikone der Videospiele-Welt ist das Werk eines englischen Designers, der damals bei CORE Design tätig war: Toby Gard.
Lara Croft mag manchen Spieler zum Träumen angeregt haben. Innerhalb von 20 Jahren hat die schöne Heldin einen bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht: von einer Videospiel-Reihe mit mehr als zwölf Titeln über Filme, Merchandise-Produkte bis hin zu sechs Einträgen ins Guinness-Buch der Rekorde … Sie begleitete sogar die Gruppe U2 auf Tour und diente als Inspiration für den Clip „Elevation“.
Doch kommen wir nun zurück zu den Ursprüngen eines Spiels, das die etablierte und bis dato männerdominierte Ordnung der Branche in ihren Grundfesten erschütterte.
Wir befinden uns im Jahr 1994, als der Spieleentwickler CORE Design seinen Fokus auf den Trend der damaligen Zeit ausrichtete – 3D-Spiele. Das Team steckt die Köpfe zusammen, um ein neues Projekt für den Markt anzuschieben. Die meisten Vorschläge gehen in Richtung Kriegsspiele, was jedoch keine Neuerung des Genres darstellt. Toby Gard hingegen ist von der Idee eines Abenteurers überzeugt, der sich auf Schatzsuche in den Pyramiden begibt. Er konnte nicht ahnen, dass sein Chef genau auf diesen Zug aufspringen würde.
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Der junge Character-Designer produziert eine Serie von Zeichnungen, kann sein Management aber zunächst nur schwer überzeugen. So sehr er sich auch müht, es handelt sich doch nur um Kopien von Indiana Jones. Dann kam die Idee auf, eine weibliche Heldin zu kreieren, was für die damalige Zeit eine bahnbrechende Neuerung war. Ob diese Idee von seinen Vorgesetzten oder von Toby Gard selbst stammt, ist leider nicht überliefert. CORE Design entscheidet sich schließlich für eine weibliche Protagonistin mit südamerikanischem Charme. Sie erinnert an eine Soldatin mit Stiefeln, Netzhosen, eng anliegendem Shirt und opulenter Oberweite. Das Projekt „Tomb Raider“ war geboren.
Laura Cruz oder Lara Croft?
Concept art von La(u)ra Cruz
Die Idee einer Frau als Protagonistin wird in weiteren Skizzen vorangetrieben, der Durchbruch bleibt anfangs jedoch noch aus. Die Heldin erinnert noch nicht an eine versierte Abenteurerin und Grabräuberin. Ein Vorgesetzter von Toby Gard fragt ihn, ob er schon einmal von der Comicreihe „Tank Girl“ gehört habe. Darin wird die Geschichte von Rebecca Buck erzählt – einer extrem charakteristischen Frau im postapokalyptischen Australien. CORE Design möchte das Projekt eher in diese Richtung lenken. Toby Gard verfolgt diesen Ansatz weiter und lässt sich von dem Comic inspirieren, bis seiner Feder schließlich eine charakterstarke Persönlichkeit entspringt.
Während die Heldin recht schnell den Vornamen Lara erhält, ist der Familienname noch nicht in Stein gemeißelt. Zu Beginn des Entwicklungsprozesses hieß die Figur noch „Laura Cruz“. Doch das Team streicht das U sehr schnell aus dem Vornamen und taufte die Heldin „Lara“.
In den ursprünglichen Überlegungen war Lara als Archäologin und Tochter eines früheren Majors der britischen Spezialeinheiten aus unbekanntem Grund zur Söldnerin geworden. Die Geschichte sollte sich danach weiterentwickeln.
Beim Übergang in die 3D-Welt tauscht die schöne Protagonistin ihre Militärhose gegen braune Shorts und ein eng anliegendes grünes Shirt, das sich in der Folge zu einem wahren Aushängeschild entwickelt.
Drehbuchautorin Vicky Arnold unterstützt das Team bei der Arbeit am Projekt. Ihre Aufgabe besteht darin, die starke weibliche Seite von Laras Charakter zu betonen. Toby Gard hingegen ist überzeugt, dass die Öffentlichkeit eine amerikanische Heldin erwartet. Dennoch beschließt er, Lara die britische Staatsbürgerschaft zu verleihen.
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Die Drehbuchautorin ändert daraufhin Laras Herkunft und schreibt ihre Vergangenheit ein wenig um. Während die Heldin des Videospiels weiterhin eine junge Frau mit abgeschlossenem Archäologiestudium bleibt, wird aus einer südamerikanischen Kämpferin eine englische Lady. Die neue Titelheldin ist Gräfin von Abbington in der Grafschaft Surrey, wo sie ein riesiges Anwesen und Herrenhaus besitzt.
Durch diese Änderungen stimmt Laras Nachname nicht mehr mit dem Charakter überein. Aus „Cruz“ wird daraufhin „Croft“, was die britische Herkunft verdeutlicht. Schließlich sind die Würfel gefallen: der Star des Spiels „Tomb Raider“ wird den wohl klingenden Namen Lara Croft tragen. Eine Ikone ist geboren.
Tomb Raider: eine bedeutende (R)evolution in der Videospielindustrie
Das Spiel Tomb Raider hat den Einsatz von 3D in Videospielen revolutioniert. Darüber hinaus hat es zu einem Paradigmenwechsel in Sachen Gleichberechtigung der Geschlechter beigetragen und sogar ein neues Publikum erschlossen: weibliche Videospieler. Zum ersten Mal in der Geschichte wird eine Frau eigenständige Protagonistin eines Videospiels. Die Männer verfallen dem Charme der Figur und die Frauen, im Gaming-Sektor bis dahin wenig präsent, haben Freude daran, eine weibliche Heldin zu steuern. Ein deutliches Zeichen dafür, dass neben männlichen auch die weiblichen Helden ihren Platz in der Videospielekunst eingenommen haben.
In den fast 22 Jahren ihres Bestehens ist die Reihe „Tomb Raider“ zu einer Saga geworden, an der heute kein Weg mehr vorbeiführt. Nicht weniger als 11 Episoden sind entstanden. Die Serie wurde sogar in zwei isometrischen 3D-Spinoffs unter dem Namen „Lara Croft“ sowie in Handyspielen weitergeführt.
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In wenigen Tagen veröffentlichen wir an dieser Stelle den zweiten Teil des Artikels „Von Lara Croft zu Tomb Raider“.
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