Postbeförderung nach Indiendurch die Agentur Waghorn in Paris, 1837–1839
Kennen Sie die Agentur Waghorn in Paris? Anhand eines Briefs aus 1839 erzählt Robert Abensur, der Präsident der Académie, Ihnen ihre Geschichte!
Im Jahr 1836 gründete Lieutenant Thomas Fletcher Waghorn (1800–1850) ein Transportunternehmen zur schnellen und effizienten Beförderung von Post, Passagieren und Waren zwischen Alexandria und Suez. Seine in Europa, Ägypten, Indien und Fernost ansässigen Agenten vermarkteten seine Dienstleistungen. Insbesondere versahen sie die Briefe mit dem wohlbekannten Stempel „Care of Mr Waghorn“ sowie einer Registernummer und häufig auch mit dem Betrag der vom Absender zu entrichtenden Steuer.
Anschließend wurden die Briefe der offiziellen Post übergeben und, je nach Aufgabeort, auf Dampfschiffe auf dem Mittelmeer oder dem Roten Meer verladen. Versehen mit diesem Beförderungsschlüssel wurden die Briefe von Waghorns Vertretern in Alexandria oder Suez abgeholt und über den Mahmoudieh-Kanal, den Nil und durch die Wüste zwischen Kairo und Suez durch Ägypten transportiert.
Der in Paris ansässige Vertreter Waghorns war der Buchhändler Galignani in der Rue Vivienne. Die älteste englische Buchhandlung in Paris war eher ein Club, der verschiedenste Annehmlichkeiten bot, darunter Erfrischungen im idyllischen Garten, Lesungen, Zeitschriften, eine Bibliothek, die Vermittlung von Bediensteten usw. Die Buchhandlung existiert noch heute, zog aber 1856 in die Rue de Rivoli um.
Bis 1895 gab sie eine Tageszeitung heraus, die erste in englischer Sprache in Paris – den „Galignani’s Messenger“. Am 1. Dezember 1837 gab Waghorn darin die Eröffnung seiner Agentur in der Buchhandlung und seine Tarife sowie die Möglichkeit bekannt, über seinen Mittelsmann Briefe nach Indien zu versenden, indem man die Dienstleistung zunächst in der Buchhandlung bezahlt und anschließend im Postamt das Porto nach Alexandria entrichtet.
Die Kunden fanden das sehr kompliziert und beschwerten sich darüber. In den Aufzeichnungen des Postrates für die Abteilung Paris ist eine amüsante Begebenheit vermerkt: So wurde die Postverwaltung im Oktober 1838 auf die Schwierigkeiten in Verbindung mit dem obligatorischen Gang zur Buchhandlung aufmerksam. Also schlug sie vor, dass die Post die Steuer im Auftrag Waghorns einzieht und die Sendungen mit dem berühmten ovalen Stempel versieht. Da aber Galignani „seinen“ Stempel nicht hergeben wollte, ließ sie für 15 Francs einen ähnlichen anfertigen. Ab 10.
November war dieser Stempel in der Frankierstelle des Postamts erhältlich und die Bürger konnten dort sowohl Waghorns private Dienstleistung bezahlen als auch ihre Briefe frankieren lassen. Kaum 14 Tage später wurde der Stempel jedoch wieder aufgegeben und die Kunden, die keinen Korrespondenten in Alexandria hatten, mussten wieder an die Buchhandlung Galignani verwiesen werden! Die „öffentlich-private Partnerschaft“ war demnach nur von kurzer Dauer. Trotz seiner regelmäßigen Aufenthalte in Frankreich, über die in der Presse berichtet wurde, seiner Termine bei den französischen Behörden und seiner Treffen mit Postbeamten genoss Waghorn in Frankreich nicht gerade den besten Ruf. Seine Agenten, die im Verdacht standen, entgegen dem Postmonopol Post auf französischem Hoheitsgebiet zu befördern, wurden in Marseille oder Boulogne festgenommen und zu Geldstrafen verurteilt. Zwar hatte er seit Dezember 1837 auch einen Vertreter in Marseille, durfte jedoch nicht die Agentur eröffnen, die er in den Zeitungen von Bordeaux angekündigt hatte. Welch herber Rückschlag für einen Mann, der sich selbst als Pionier der ägyptischen „Overland Route“ bezeichnete!
Mr Waghorn Alexandria“ mit der Registernummer 67 von Februar auf einem Brief aus dem Jahr 1839 von Paris nach Kalkutta. Der Stempel der Pariser Post, zu erkennen an seinen kursiven Zeichen, ist heute nur auf wenigen Briefen bekannt.