Zwischen Marokko und Saint-Pierre & Miquelon eine Geschichte der Fälschungen
Von Georges Ferretti von der APCC
Welcher Zusammenhang könnte zwischen Marokko und Saint-Pierre & Miquelon bestehen? Welche Verbindung könnte es zwischen einem Briefmarkenhändler, einem Experten für Briefmarken der 40er-Jahre aus Marokko und mit „F.N.F.L.“ überdruckten Briefmarken aus Saint-Pierre und Miquelon geben?
Vor 3 oder 4 Jahren erwarb ich eine Mappe mit Briefmarken aus Saint-Pierre und Miquelon und war sofort gefesselt von den mit „F.N.F.L. France Libre“ überdruckten Briefmarken aus den Jahren 1941 und 1942. Umso überraschter war ich über die Höhe einiger Notierungen.
Nach eingehender Überprüfung dieser Zahlen wuchs meine Skepsis. Zahlreiche Briefmarken waren mit einer Signatur versehen: Benatar Maroc.
Diese Signatur befand sich auf der Rückseite der Briefmarken und auf einigen Bogenrändern. War das die Signatur eines Experten oder eines früheren Eigentümers der Marken? In der Tat versehen seit einigen Jahren viele Sammler die Rückseite ihre wichtigsten Briefmarken mit einer Markierung, z. B. ihrem Namen oder ihren Initialen.
Diese Briefmarken blieben in ihrer Mappe, aber von Zeit zu Zeit nahm ich sie wieder zur Hand und untersuchte sie, als würde ich sie zum ersten Mal sehen, und fragte mich: Ein früherer Eigentümer der Marken? Warum nicht…
Ein Philatelie-Experte? Warum nicht…
Immer wieder legte ich die Mappe wieder beiseite und sagte mir, dass diese Briefmarken höchstwahrscheinlich Fälschungen sind, aber im Grunde meines Herzens hegte ich einen kleinen Hoffnungsschimmer: Man kann nie wissen!
Später versuchte ich mein Glück auf Google und erhielt umgehend eine Antwort. Mustapha Jmahri, ein marokkanischer Schriftsteller, hatte ein Buch über eine jüdische Familie aus Marokko geschrieben („Es war einmal die Familie Benatar aus Mazagan“).
Und das i-Tüpfelchen: Ich fand sogar die E-Mail-Adresse des Autors. Einen Tag lang gingen Fragen und Antworten hin und her. Herr Benatar war schon vor langer Zeit verstorben. Er war als Konsularbeamter eines britischen Postunternehmens in Marokko tätig, aber seine Familie wusste nicht, ob er Briefmarken sammelte – angesichts seiner Funktion durchaus denkbar – oder mit Briefmarken handelte.
Im Magazin „L’Echo de la Timbrologie“ erfuhr ich, dass Herr Benatar gemeinsam mit L. A. Guigue 1927 und 1930 die ersten Ausgaben des Briefmarkenkatalogs von Marokko verfasste. Bestätigt wurden die Angaben durch einen Korrespondenten. Ich war auf der richtigen Spur.
Weitere gesammelte Informationen bestätigen, dass Herr Benatar in Casablanca als kompetenter und seriöser Briefmarken-händler tätig war.
Demzufolge wurden mit „S.P.M.“ überdruckte Briefmarken an J. J. Tillard gesendet, wohlbekannt für seine in meinen Augen hochwertige Literatur über Briefmarken aus der Region und Experte für selbige. Alle mit Benatar signierten Briefmarken könnten also Fälschungen sein. Ich wendete mich mit den Marken an das „Cabinet Contacts Experts Calves“, das zu demselben Schluss kam.
Nach Aussage von Mustapha Jmahri, dem oben erwähnten marokkanischen Schriftsteller, der selbst Informationen über die Familie Benatar eingeholt hatte, verstarb dieser Briefmarkenhändler und -experte im Jahr 1940. Wie sich herausstellte, wurden die mit „F.N.F.L.“ überdruckten Briefmarken aus Saint-Pierre und Miquelon laut Katalog „Yvert & Tellier“ aber erst 1941 und 1942 ausgegeben.
Mit Vorsicht zu genießende Informationen besagten weiter, dass die Witwe Benatars dessen Philateliegeschäft zusammen mit einem Philatelisten noch einige Jahre weiterführte, wie ein Indiz belegt: Der Stempel des Experten Benatar wurde nach dessen Tod weiter verwendet.
Ich nehme an, dass auch Frau Benatar über gewisse Kenntnisse in der Philatelie verfügte, hatte sie doch mit ihrem Mann zusammengearbeitet. Fest steht, dass der Stempel nach Benatars Tod noch verwendet wurde. Aber von wem?
Findet sich der Stempel „Benatar Maroc“ auch auf anderen Briefmarken als auf denen aus Saint-Pierre und Miquelon? Bestätigt wurde mir das, aber ich habe diese Briefmarken nie zu Gesicht bekommen.
Ich würde mich sehr über eventuelle Informationen von den Lesern dieses Beitrags freuen, denn ich bin gewiss nicht der Einzige, der von Benatar signierte Briefmarken besitzt. Ich für meinen Teil kann sagen, dass die in meinem Besitz befindlichen Briefmarken durch verschiedene Hände gegangen sind, ich habe sie nicht direkt bezogen, soviel ist sicher. Auf der anderen Seite ziehen es manche betrogene Philatelisten vor, sich in Schweigen zu hüllen.
Dieser Artikel zeigt einige Briefmarken aus Saint-Pierre und Miquelon mit der Signatur „Benatar Maroc“. Versehen sind die Briefmarken auf der Rückseite, unten und auf der rechten Seite mit der Signatur Benatars. Die 3. Abbildung allerdings zeigt zwei Signaturen auf TP 251 – rechts oben und links, jedoch umgekehrt: Hierbei wurde schwarze Stempelfarbe verwendet, wohingegen bei allen anderen blaue oder blau-grüne Farbe genutzt wurde.
Merkwürdig ist auch, dass der dritte Wert am höchsten notiert ist.