Ob Jung oder Alt – die ganze Welt kennt Sonic the Hedgehog – das Maskottchen von SEGA, das sich jahrelang einer ebensolchen Beliebtheit erfreute wie sein Konkurrent Super Mario! Mittlerweile ist diese Ära des Kampfes der Maskottchen vorbei. Im Laufe der Zeit haben sich die beiden angefreundet und treffen sich sogar zu den „Olympischen Spielen“. Aber was wissen wir überhaupt über die Geburt des blauen Igels?

Der Kampf der Konsolen

Bevor wir aber auf die eigentliche Geburt des berühmten blauen Maskottchens zu sprechen kommen, müssen wir etwas weiter ausholen. Alles begann 1983. Damals erlebte das Videospiel-Universum einen furchtbaren Crash. Den ersten in seiner Geschichte. Ursache war ein übersättigter Markt, auf dem die Qualität nur wenig (wenn überhaupt) Anklang fand. Der Gigant der Zeit, Atari, ließ dabei Federn und konnte sich nie wieder vollständig erholen.

Aber 1983 hielt schließlich ein japanisches Unternehmen auf dem rückläufigen Markt Einzug: Nintendo. Das Unternehmen aus Kyoto wollte eine Spielkonsole für die ganze Familie mit hochwertigen Spielen anbieten. Darüber hinaus äußerte die japanische Gesellschaft den Willen auf ein Einsichtsrecht in sämtliche Entwicklungen bei Drittanbietern. Was seinen Spielekatalog betraf, nahm Nintendo die Zügel fest in die Hand. Und so fand man auf jedem Spiel der Marke das Logo „Original Nintendo Seal of Quality“, das kennzeichnete, ob es sich um ein von Nintendo entwickeltes Spiel handelt oder nicht.

Das Unternehmen leitete die 3. Generation von Konsolen (8-Bit-Geräte) ein und brachte den Famicom auf den japanischen Markt (bei uns bekannt unter dem Namen „Nintendo Entertainment System“ oder „NES“). Die Konsole wurde ab 1985 in den USA vermarktet und landete 1987 schließlich auch in Europa. Ihren enormen Erfolg verdankt sie dem Kultspiel von Shigeru Miyamoto: „Super Mario Bros.“. Dieser Erfolg sorgte dafür, dass sich der Videospielmarkt erholte, und markierte das Ende des Videospiele-Crashs. Fortan entwickelte sich die Figur des Super Mario zum Flaggschiff von Nintendo und gilt seitdem als offizielles Maskottchen.
Der Klempner ist fest mit der Marke verbunden und gilt auch heute noch als Symbol für Sympathie und Spaß.

Vonseiten SEGA kam in Japan das berühmte „Master System“ auf den Markt – zunächst unter dem Namen „SEGA Mark III“. Dann durchlief die Konsole eine Design-Veränderung und wurde ab 1986 weltweit bzw. ab 1987 auch in Japan unter dem Namen „Master System“ vertrieben.

EIn Reaktion auf den Erfolg von „Super Mario Bros.“ entwickelte SEGA verschiedene Plattform-Spiele, darunter das berühmte „Alex Kidd in Miracle World“. Diese kleine Figur mit unverhältnismäßig großen Händen und Ohren nutzte ihre Fäuste, um sich gegen ihre Feinde zu wehren. Mit diesem Helden konnten sich Kinder leicht identifizieren, denn Blondschöpfe waren klar die Zielgruppe. Obwohl es sich bei „Alex Kidd in Miracle World“ um ein schönes, flüssig koloriertes Spiel mit interessantem Level-Design handelte, konnte es gegenüber dem Tempo und Spaß von „Super Mario Bros.“ nicht überzeugen. Zwar war es das meistverkaufte Spiel für diese Konsole, dennoch genügte es nicht, um sich gegen Nintendo durchzusetzen. Folglich musste sich SEGA in dieser Partie geschlagen geben.

 

Die 4. Konsolen-Generation

Wie wir gesehen haben, war die Rivalität zwischen den beiden Unternehmen groß und präsent. Die 4. Konsolen-Generation zeichnete sich ab. Die Ära der 16-Bit-Konsolen begann !

Das Unternehmen mit dem bärtigen Klempner hatte „Super Nintendo“ in der Schublade. SEGA hingegen beschloss den ersten Schachzug und brachte ab 1988 das „Mega Drive“ in Japan heraus. Diese Konsole eroberte den Markt und landete zwei Jahre später auch bei uns.

Für diese neue Konsolen-Generation entwickelten sich die Spiele weiter und wurden weniger kindlich. Die Zielgruppe waren nun eher Jugendliche. Das von SEGA angebotene Gerät war leistungsstark. Es präsentierte die Spiele gleichzeitig ansprechend und schnell mit bis dahin noch nie da gewesenen Effekten.  Nintendo ging zu dieser Zeit auf Tauchstation. Daher führte SEGA das Regiment und hatte jede Menge Zeit, seinen Gerätepark aufzustellen.  Angesichts der Leistungsfähigkeit des „Mega Drive“ zählte das „NES“ deutlich zum alten Eisen.  SEGA konnte punkten.

Aber Nintendo gab nicht auf und blieb weiter im Rennen. Ab 1990 vertrieb das Unternehmen seine neue Konsole, „Super Nintendo“, auf dem japanischen und zwei Jahre später auch auf dem europäischen Markt.

 

Auf der Suche nach einem neuen Maskottchen

SEGA wollte sich durchsetzen und träumte von einem Titel, der den Konsolenabsatz ankurbelt. Seit seiner vorangegangenen Mission schwächelte Alex Kidd. Ohne ausreichend „Coolness“ war er für diese neue Konsolen-Generation schließlich zu alt. „Alex Kidd in Miracle World“ war für die Zielgruppe der Kinder ideal, sprach aber natürlich keine älteren Nutzer an. Um sich gegen das Imperium des Klempners behaupten und durchsetzen zu können, brauchte das Unternehmen aus Tokio dringend ein neues Maskottchen …

Also organisierte SEGA einen internen Wettbewerb, um den neuen Star der Marke zu finden. Diese Figur sollte dann in ein Spiel integriert werden, das sich zum Verkaufsschlager entwickeln und eine breite Zielgruppe ansprechen soll.

Unter den vorgeschlagenen Maskottchen mangelte es nicht an Fantasie. Darunter fanden sich die verschiedensten Figuren, wie zum Beispiel ein Wolf, eine Bulldogge, ein Hase oder auch eine Ratte. Aber das war noch lange nicht alles! Unter den Skizzen, die für den Wettbewerb eingereicht wurden, befand sich insbesondere auch ein erster Entwurf unseres blauen Lieblingsigels, aber auch ein wohlbeleibtes menschliches Wesen mit hübschem Schnurrbart und einem Kissen unter dem Arm.

Kommt Ihnen diese letzte Figur bekannt vor? Genau, es war ein Entwurf für den späteren Dr. Robotnik, den Erzfeind von Sonic. Diese zunächst als Held vorgeschlagene Figur ist trotzdem nicht in Vergessenheit geraten. Ganz im Gegenteil. Das Entwicklungsteam hatte ein ganz besonderes Faible für diese Figur und beschloss, sie zu behalten und in ein neues Spiel einzubinden. Deshalb verwandelten sie den liebenswerten Helden, der er ursprünglich sein sollte, in den Gegenspieler und Erzfeind von Sonic.

Diese für den Wettbewerb entworfene Figur ist nichts anderes als eine Karikatur des amerikanischen Präsidenten Theodore Roosevelt. Und das ist nicht ganz zufällig …

SEGA wollte, dass sein künftiges Spiel ein absoluter Renner wird. Aus der Erfahrung weiß das japanische Unternehmen: Wenn das Spiel auf dem amerikanischen Markt einschlägt, wird es gewiss auch in Japan reißenden Absatz finden. Deshalb zählen auch viele sogenannte „amerikanische“ Elemente zu den Erfolgszutaten des Knüllers Sonic. Kommen wir nun zum zweiten Teil dieses Beitrags.

Raten Sie mal, wer den Wettbewerb gewonnen hat! Wenn Sie glauben, das war Sonic, dann liegen Sie falsch. Wider Erwarten war der Gewinner dieses bedeutsamen Wettbewerbs niemand anderes als … der Hase.

Das Team hatte offensichtlich die Idee eines Plattform-Spiels im Kopf, mit dem sich die technischen Kapazitäten der Konsole demonstrieren lassen. Und der Hase besaß entsprechende Fähigkeiten in Sachen Spielbarkeit, die SEGA reizten. Er hat lange Ohren, mit denen er Dinge werfen und fangen kann.

 

Mr Needlemouse

Mr. Needlemouse

Und trotzdem … die Ironie an der Geschichte … wird der Hase nicht der Held, den wir heute kennen.  Aber warum wurde diese Figur zugunsten des blauen Igels aufgegeben?  Zwar hätte dieser Hase für SEGA ein lustiges Maskottchen mit einem Körperbau sein können, der interessante Möglichkeiten in Sachen Spielbarkeit bietet, aber genau das wurde ihm zum Verhängnis.

Im Sinne der Entwickler sollte der nächste Renner ein auf Tempo basiertes Spielerlebnis bieten, denn das „Mega Drive“ war eine Konsole, die es in sich hat und einen schnellen Bildlauf ermöglicht. Aber leider waren die Fähigkeiten des Hasen ganz und gar nicht auf diese Art von Spiel ausgelegt. Entgegen aller Erwartungen fällt die Wahl nun also auf einen neuen Helden. Einen Igel … einen gewissen Mr. Needlemouse.

Für die Zwecke des Spiels wurde die Figur einigen physischen Veränderungen unterzogen, sodass der Igel schließlich mit Überschallgeschwindigkeit rennen konnte!

Ein letztes Detail aber war hinderlich. Mr. Needlemouse (die wörtliche japanische Übersetzung von „Hedgehog“) überzeugt auf Marketingebene nur wenig.  Um die Kohärenz zu steigern, beschloss das Team, das neue Maskottchen in „Sonic“ umzutaufen und so einen Bezug auf seine Überschallgeschwindigkeit herzustellen.  Das neue Maskottchen von SEGA war geboren.

Sonic-Briefmarken auf Delcampe

Mario hingegen rückte mit der Enthüllung seiner überwältigenden Super Mario World wieder in den Vordergrund.  Unser Klempner wurde nun von einem neuen Kameraden begleitet: dem Dinosaurier Yoshi.  Ein harter Kampf der Maskottchen zeichnete sich ab!

Fortsetzung folgt …

Nicht traurig sein! In wenigen Wochen erfahren Sie im Delcampe-Blog die Fortsetzung der Abenteuer des blauen Igels.

Warum ist Sonic eigentlich blau? Könnte das Spiel noch schneller werden? Wie kam es zum treuen Begleiter von Tails Adventure? Jede Menge Fragen, die wir in unserem nächsten Beitrag zum Thema Videospiele beantworten möchten.

Sind Sie Fan von Sonic oder Super Mario? Auf Delcampe  finden Sie Raritäten oder Originelles, um Ihre Sammlung zu vervollständigen!

Entdecken Sie weitere Beiträge  zum Thema Videospiele im Delcampe-Blog.

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Ein Kommentar

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