Dieser Bericht ist im Ak-Express Nr. 170 erschienen und entstand mit freundlicher Unterstützung des Auktionshauses Daniel Stade (www.stade-auktionen.de) Autor: Herbert Fischer (Illu AK-Express)
Berggesichter, sign. Hansen, 49. Stade Auktion
Marktpreise für historische Ansichtskarten
Im Rahmen des Marktbarometers habe ich mich schon häufig zu bestimmten Marktpreisen für historische Ansichtskarten geäußert, immer wieder führe ich in diesem Zusammenhang Gespräche mit Sammlerinnen und Sammlern. Vor allem für Neueinsteiger sind Preise für Ansichtskarten manchmal nur schwer nachvollziehbar. Warum ist eine bestimmte Karte besonders teuer und eine sehr ähnliche Karte für wenige Euro zu bekommen?
So kam es kürzlich zu einem Gespräch mit einem Vorsitzenden eines Heimat- und Geschichtsvereines. Nebenvielen vorhandenen Ausstellungsstücken aus dem lokalen Umfeld hatte der Verein nun auch das Thema „Ansichtskarten“ für sich entdeckt. Eine gute Entscheidung, spiegeln alte Ansichtskarten doch sehr anschaulich die Geschichte eines Ortes wider und zeigen die Veränderungen, die im Laufe der Zeit eingetreten sind deutlich und für die Besucherinnen und Besucher des Museums in einer interessanten Weise. Im konkreten Fall ging es um topographische Ansichtskarten, der Vorsitzende ging davon aus, dass Karten seiner Gemeinde für maximal 10,–bis 20,– € zu kaufen sind. Nachdem mehrere Karten im Bereich von 50,–bis 100,– € den Besitzer wechselten, vermutete man schon undurchsichtige Marktmanipulationen.
Der Gesprächspartner argumentierte damit, dass ihm überhaupt nur zwei Sammler im Ort bekannt wären, somit wäre es unmöglich, dass jemand bis zu 100,– € für eine derartige Karte bewilligen würde. Als mir die Karten vorgelegt wurden, war schnell klar, warum diese Karten bis zu 100,– € gekostet hatten, die Stücke waren eben nicht nur für die wenigen Sammler in der Region interessant sondern sprachen viele weitere Sammler in Deutschland, möglicherweise sogar im Ausland, an. Welche Gründe gab es für die relativ hohen Preise der Karten? Sämtliche Karten zeigten mindestens eine oder mehrere Gaststätten, manche Karten waren mit Werbung für bestimmte Produkte versehen und bei wieder anderen waren Gasthausschilder mit Hinweisen auf bestimmte Brauereien zu finden. Örtlich grenzte die betroffene hessische Gemeinde an den Landkreis Aschaffenburg im Regierungsbezirk Unterfranken.
Welche Bedeutung hat dies für den Preis dieser Ansichtskarten? Gaststätten werden oft nach Landkreisen oder gar Bundesländern gesammelt. Werbung auf Ansichtskarten ist für Sammler weltweit von Interesse, wenn es um das Thema „Bier“ geht wird ebenfalls eine große Zahl von Sammlern angesprochen. Letztendlich gibt es noch Sammlerinnen und Sammler in Unterfranken, die die hessischen Nachbarorte in gewisser Weise als „Nebenprodukt“ mit sammeln. Wie wir wissen, gehört der Bereich Unterfranken /Aschaffenburg zu den ausgesprochen teuren topographischen Sammelgebieten in Deutschland, nicht selten werden für bestimmte Karten mehrere Hundert Euro bis zum beginnenden vierstelligen Bereich bezahlt. Nun wird klar, warum unser Vereinsvorsitzender ihn interessierende Karten eben nicht für 10,– bis 20,– € kaufen konnte, es gab sicherlich nicht nur zwei Interessenten, sondern letztendlich unter Umständen einige Dutzend kaufwillige Sammler. Bedenken Sie dies immer, wenn Ihnen ein Preis für eine bestimmte Ansichtskarte zu hoch erscheint.
Auktionen
Im Herbst fanden wieder einige Ansichtskartenauktionen statt, im vergangenen Heft des AK-Express stellten wir Los Nr. 1 der 48. Stade Auktion vor. Die Karte Nr. 289 der Wiener Werkstätte von Egon Schiele erzielte bei einem Ausrufpreis von 1.500,– € einen Zuschlagspreis von 1.900,– € plus Nebenkosten. Die Erkenntnis daraus ist, dass sich gute Karten fast immer auch zu guten Preisen verkaufen lassen, schwieriger wird es mit Massenartikeln, die in großen Mengen am Markt verfügbar sind.
Eine dieser ganz besonderen Raritäten wird das Auktionshaus Stade im Rahmen der 49. Auktion anbieten. Wie wir erfahren haben, wird eine ausgesprochen seltene Karte „Berggesichter“, sign. Hansen angeboten werden. Die Karte mit dem Titel „2 Veteranen, Altmann und Säntis“ startet voraussichtlich mit einem Ausrufpreis von 1.000,– €. Nach unseren Recherchen wurde diese Karte in der Vergangenheit lediglich dreimal angeboten und zuletzt für 3.600,– € plus Nebenkosten (Endpreis etwa 4500,– €) verkauft. Man darf auf das Ergebnis gespannt sein.
Die 49. Auktion findet am 2. Februar 2019 statt. Kurz vor Redaktionsschluss hatten wir noch Gelegenheit, mit Herrn Stade über die 50. Auktion zu sprechen. Zur Jubiläumsauktion am 1. Juni 2019 erwartet die Kunden sicher die eine oder andere Überraschung. Ein interessanter Sonderkatalog erreichte uns im Oktober, Markus Weissenböck aus Salzburg hatte zu seiner regulären Auktion eingeladen, neben dem Standardkatalog, erhielten die Kunden des Auktionshauses aber auch einen Sonderkatalog zum Thema „Krampus“, dieses Sammelgebiet erfreut sich besonders in Österreich größter Beliebtheit, über 250 Karten die im Katalog angeboten wurden, verkauften sich praktisch restlos. Die Bieter, die bei dieser Auktion leer ausgegangen sind, werden den Katalog sicher mit Freude in ihre Fachbibliothek aufnehmen.
Im November fand die 35. Auktion des Auktionshauses Lippold in Dessau-Roßlau statt, die Rücklosliste war nicht sonderlich umfangreich, sodass auch hier von einem guten Erfolg gesprochen werden kann. Aufgefallen sind hier einige gute Zuschläge im Bereich der Propagandakartenaus dem 2. Weltkrieg.
Ansichtskarten im Internet
Mit Spannung verfolgen wir momentan die weitere Ausrichtung beim Online-Marktplatz Delcampe, wir berichteten bereits über die mehr als positive Entwicklung in den vergangenen Monaten. Kürzlich hat Delcampe eine neue Version des „Delcampe Lister“ vorgestellt. Mit dieser Software ist dieser Anbieter in der Lage, offline Angebote vorzubereiten und diese zum passenden Moment zu platzieren. Auch im Bereich der einzelnen Sparten und Untergruppen verbessert sich Delcampe immer weiter, dies ist speziell im Bereich der Topographie von Vorteil. Wer beispielsweise einen bestimmten Ort in einem Bundesland sucht, findet bei Delcampe zunächst das Land, dann das Bundesland und kann dann zwischen einer recht großen Anzahl von Orten wählen. Ein besonderer Vorteil, insbesondere dann, wenn nach Karten aus dem Umfeld des Ortes gesucht wird und der eigentliche Ortsname in der Auktionsbeschreibung nicht zu finden ist. Bei Ebay endet die Suche hingegen beim Bundesland, der zeitliche Aufwand eine Karte ohne festen Suchbegriff zu finden ist angesichts der großen Menge an offerierten Karten dann beinahe aussichtslos.
Die Anstrengungen von Delcampe scheinen sich auszuzahlen. So wurden kürzlich vier komplette Serien des Künstlers Raphael Kirchner verkauft, u. a. die beliebte Serie „Eisblumen“ zum Preis von 1.500,– €.Topographische Karten aus Frankreich erzielten teilweise Spitzenpreise bis in den Bereich um 800,– €. Eine Künstlerkarte von Alfons Mucha (Dame in Tracht bretonischer Tracht) erzielte 390,– €. Es bleibt spannend!
Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Spaß mit Ihrem Hobby und ein erfolgreiches Neues Jahr insbesondere bei der Vervollständigung Ihrer Sammlung.
Herbert Fischer (postcards_stamps)
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