Marktbarometer „Ansichtskarten“
Dieser Bericht ist im AK-Express Nr. 175 erschienen und entstand mit freundlicher Unterstützung des Auktionshauses Daniel Stade (www.stade-auktionen.de) Autor: Herbert Fischer
Entwicklung des Ansichtskarten-Marktes
An dieser Stelle habe ich schon öfter über die Veränderungen der Sammlermärkte gesprochen, es betrifft nicht nur Ansichtskartensammler, sondern genauso Briefmarkensammler oder Liebhaber anderer Sammelgegenstände. Der elektronische Handel bringt Veränderungen mit sich, die aller Wahrscheinlichkeit nach auch nicht mehr aufzuhalten sind. Ob diese Veränderungen eher positiv oder negativ gesehen werden, muss jeder für sich selbst entscheiden. Parallelen gibt es auch an anderen Märkten, schauen wir uns die Wertpapierbörsen an, noch vor etwa 20 Jahren wurden Wertpapiere überwiegend noch in den großen Handelssälen – oft in historischen Gebäuden – gehandelt, hunderte von Marktteilnehmern waren vertreten, kauften und verkauften ihre Aktien und Anleihen auf Zuruf. Heute sind diese Märkte bis auf wenige Ausnahmen praktisch verschwunden, mehr als 90% des Wertpapiergeschäftes dürfte elektronisch abgewickelt werden.
Kürzlich führte ich ein längeres Gespräch mit einem Ansichtskartenhändler, der schon viele Jahre am Markt ist. Er bedauerte es sehr, dass die großen Ansichtskartenbörsen immer weniger besucht werden und viele Händler die Börsen auch nicht mehr aufsuchen. An einem Beispiel machte er deutlich, wie sich die Situation verändert hat. Bei einer der großen deutschen Ansichtskartenbörsen, verzeichnete man vor 30 – 40 Jahren zeitweise noch bis zu 1000 interessierte Sammler. Heute sind es am gleichen Ort nur noch selten mehr als 100 Besucher, d. h. auch dort sind bis zu 90% der Besucher verschwunden, die Märkte verhalten sich also durchaus ähnlich. Wir haben auch darüber gesprochen, ob es noch eine Chance geben könnte, die Börsen wieder etwas zu beleben oder attraktiver zu gestalten. Während es vielleicht durchaus Möglichkeiten gäbe, solche Veranstaltungen ansprechender zu gestalten, dürfte es ungleich schwieriger sein, verstärkt Besucher und Händler zu den Börsen zu bringen.
Händler werden heute vor ein großes Problem gestellt, welches den Kunden vielleicht nicht sofort verständlich sein wird. Ohne Onlinehandel wird ein Geschäft heute nicht mehr rentabel zu betreiben sein. Würde ein Händler jedoch auch regelmäßig Ansichtskartenbörsen besuchen, wäre er gezwungen, einen Zweitbestand für den Handel vor Ort aufzubauen, denn Ansichtskarten, die online angeboten werden, können aus verständlichen Gründen nicht gleichzeitig bei Börsen offeriert werden. Würde eine Karte während der Börse verkauft werden, müsste diese praktisch zeitgleich aus dem Online-Shop genommen werden, dies ist nahezu unmöglich. Dies führt dazu, dass teilweise nur noch alteingesessene Händler die Ansichtskartenbörsen besuchen, die aus Altersgründen nicht mehr auf den Onlinehandel umsteigen können oder wollen. So mancher Handelsbestand wird aus ähnlichen Gründen auch nicht mehr in größerem Umfang neu bestückt, dies wiederum führt dazu, dass Sammler die Börsen seltener besuchen. Persönlich schätze ich die Besuche der Börsen sehr, waren diese doch stets ein Treffpunkt, die es ermöglichten, mit Gleichgesinnten interessante Gespräche zu führen und sich auszutauschen. Dies ist beim Onlinehandel nur sehr eingeschränkt möglich und somit bedauernswert.
52. Stade-Auktion
Und nun zum Markt: kürzlich fand bei Daniel Stade in Grenzach-Wyhlen die 52. Auktion statt, wir hatten die Gelegenheit, ein kurzes Gespräch am Rande der Auktion zu führen. Stade war mit seiner Auktion sehr zufrieden, Karten und Posten wurden durchweg gut verkauft, wobei es in manchen Segmenten zu Schwankungen kam. Während einige Gebiete deutlich besser verkauft wurden, als man möglicherweise erwarten konnte, blieben andere leicht unter den Erwartungen. Derartige Schwankungen sind normal und bei Sammelgebieten mit einem kleineren Sammlerkreis genügen kleinste Veränderungen, um Preise deutlich nach oben oder unten zu bewegen. Beim Betrachten der Ergebnisliste, fanden wir viele Einzelkarten, die im höheren dreistelligen Bereich neue Besitzer fanden.
53. Stade-Auktion
Am 6. Juni findet die 53. Auktion statt und wir erhielten bereits einen kleinen Einblick, zum momentan vorliegenden Material. Neben vielen abwechslungsreichen kleineren Einlieferungen im Bereich der Ansichtskarten, werden diesmal besonders interessante Lose aus dem philatelistischen Bereich zu erwarten sein. Einlieferungen sind noch bis zum 3. April möglich, der Termin liegt allerdings in etwa zeitgleich mit dem Erscheinen dieses Heftes.Wenn eine Einlieferung für Sie in Frage kommt, können Sie sich mit einer Einlieferung auch an der 54. Auktion im Oktober beteiligen, deren Einlieferungsschluss der 31. Juli ist.
Marktgeschehen
Zum Online-Markt: Erhebliche Veränderungen hat kürzlich die Handelsplattform Ebay bekanntgegeben. Was bislang noch unbestätigt war, scheint nun tatsächlich nach und nach umgesetzt zu werden. Voraussichtlich bis zum Jahresende, möchte Ebay sein Zahlungssystem so verändern, dass Zahlungen nur noch direkt an Ebay möglich sein werden. Die Zahlungsmöglichkeit per Überweisung wird dann wegfallen und Rechnungen können dann nur noch per PAYPAL, Kreditkarte, Lastschrift u. ä. Zahlungsmethoden direkt an Ebay geleistet werden.
Gerade im Bereich „Sammeln und Seltenes“nimmt die Zahlung per Überweisung jedoch noch einen überdurchschnittlich hohen Raum ein. Während Plattformen wie Delcampe zunehmend flexibler werden, schränkt sich Ebay in diesem Bereich ein.
Viele der großen Onlinehändler im Ansichtskartenbereich bieten ihr Material jedoch gleichzeitig auf mehreren Plattformen an. Kunden, die gerne weiterhin den Weg der Überweisung als Bezahlform gehen möchten, sollten nachschauen, ob der ausgewählte Ebay-Anbieter das gleiche Stück nicht auch auf einem anderen Handelssystem (Delcampe, eigener Onlineshop oder sonstiges) anbietet.
Marktgeschehen
Delcampe lieferte wieder einige spektakuläre Ergebnisse, offenbar gehören die Künstlerkarten von Raphael Kirchner und Alphonse Mucha wieder zu den sehr gefragten Stücken : Gleich mehrere Karten – teils im hohen vierstelligen Bereich – fanden neue Besitzer. Aber auch eher unauffällige Karten wurden zu Preisen verkauft, die nicht zu erwarten waren. Eine Ansichtskarte, die einen „Arzt der Armen“ (Le medecin des pauvres) zeigt, der mit einer einfachen Kutsche, die von zwei Hunden gezogen wird, seine Patienten besucht, wurde in Januar für sensationelle 5500,– € verkauft.
Herbert Fischer (postcards_stamps)
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