Dieser Bericht ist im AK-Express Nr. 171 erschienen und entstand mit freundlicher Unterstützung des Auktionshauses Daniel Stade (www.stade-auktionen.de) Autor: Herbert Fischer
Aufbau und Verkauf von Sammlungen
Die Mehrzahl der Ansichtskartensammlerinnen und -sammler geben im Laufe der Jahre nicht unerhebliche Beträge aus, um eine oder mehrere Sammlungen aufzubauen und um diese stetig zu erweitern. Häufig werden neben den Ansichtskarten auch noch Briefmarken, Münzen oder andere Dinge gesammelt. So werden im Laufe eines Sammlerlebens unter Umständen etliche tausend Euro in eine Spitzensammlung investiert.
In früheren Jahren war es recht einfach, eine solche Sammlung aufzulösen und zu verkaufen. Wie wir wissen, sollte zwar der Spaß am Sammeln im Vordergrund stehen, aber dennoch möchte man eine Sammlung auch problemlos verkaufen können, wenn diese nicht mehr fortgeführt werden soll. Teilweise ist dies heute zu einem Problem geworden, viele Vereine klagen über Mitgliederschwund und Nachwuchsmangel. Dies ist aber nicht nur ein Problem der Briefmarkenvereine, in denen bekanntlich viele Ansichtskartensammler organisiert sind, sondern auch ein Problem von Sport- und Musikvereinen und ähnlichen. Vereinigungen.
Die Weitergabe unserer Sammel-Leidenschaft an Kinder und Jugendliche
Die Ursachen sind augenscheinlich oft schnell gefunden, Kinder und Jugendliche sitzen heute lieber vor dem Computer oder beschäftigen sich mit ihrem Handy. Hobbys wie das Sammeln von Ansichtskarten oder Briefmarken hingegen sind vollkommen „out“. Aus meiner Sicht stimmt dies zwar einerseits, andererseits ist es ab so, dass Kinder und Jugendliche sehr wohl vom Sammelfieber gepackt werden können.
So wurden vor mehr als 20 Jahren erstmals Pokemon-Sammelbilder angeboten, daraus entwickelte sich ein Sammelfieber in unbeschreiblichem Ausmaß. Es führte zum Verbot der Karten an vielen Schulen, das Schulfrühstück war plötzlich nebensächlich oder der Beginn der nächsten Stunde wurde verpasst, weil auf dem Schulhof noch getauscht oder gehandelt wurde. Seltene Stücke dieser Karten kosten heute teilweise einige Tausend Euro. Das Beispiel der Pokemon-Sammelbilder zeigt, dass das Prinzip „Sammeln-Tauschen-Kaufen-Verkaufen“ heute noch genau so funktioniert wie früher. Die Mitglieder in unseren Sammlervereinen haben jedoch einen entscheidenden Nachteil, einen Werbeaufwand wie ihn Anbieter solcher Bilder betreiben, können Vereine weder finanzieren noch sind sie personell so ausgestattet, dass Werbemaßnahmen auch nur annähernd in ähnlichem Umfang betrieben werden könnten.
Wollen wir den Fortbestand unseres gemeinsamen Hobbys jedoch langfristig sichern, müssen wir uns auch um den entsprechenden Nachwuchs oder auch um Erwachsene als Neueinsteiger bemühen. Warum sollte uns das im Bereich der Ansichtskarten nicht gelingen? Bleiben Sie mit Ihren Karten nicht im heimischen Wohnzimmer, versuchen Sie Nicht-Sammler zu begeistern. Was für Briefmarkensammler manchmal recht schwierig ist, kann für Ansichtskartensammler dagegen recht einfach sein, zeigen Sie die passende Sammlung am passenden Ort, sprechen Sie mit anderen Vereinsvorsitzenden oder Veranstaltern. Warum sollte beispielsweise Ihre Dackel-Sammlung nicht auch einmal beim örtlichen Hundesportverein gezeigt werden oder eine schöne Sammlung zum Thema „Märchen“ im örtlichen Kindergarten?
Laden Sie die örtliche Presse dazu ein, jeder Lokalberichterstatter wird sich über einen solchen Hinweis freuen und im Idealfall in seiner Zeitung darüber berichten. Wenn jeder aktiver Sammler nur einen einzigen Menschen für unser Hobby begeistern könnte, hätten wir die Anzahl der Sammlerinnen und Sammler verdoppelt. Warum sollte uns das eigentlich nicht gelingen?
Aktuelles Auktionsgeschehen
Und nun wie immer zum aktuellen Auktionsgeschehen: Am 2. Februar 2019 hatte Daniel Stade zu seiner 49. Auktion eingeladen, den Vorbericht präsentierten wir Ihnen schon im letzten Heft. Im Rahmen der Auktion wurden einige herausragende Ergebnisse erzielt, die in der vergangen Ausgabe gezeigte Karte „Berggesichter“ (Zwei Veteranen Altmann und Säntis, sign. Hansen), wurde bei 3.100,– € zugeschlagen, incl. der Nebenkosten war die Karte dem neuen Besitzer somit etwa 3.800,– € wert. Es gab jedoch etliche weitere bemerkenswerte Zuschläge.
Die Auktion startete mit einer schönen Karte der Wiener Werkstätte, die Karte Nr. 152 von Oskar Kokoschka (Los Nr. 1 der Auktion), wurde bei einem Ausruf von 400,– € für 700,– € verkauft. Eine von Hugo Höppener – besser bekannt unter dem Künstlernamen Fidus – handgeschriebene und signierte Karte wurde für 80,– € angeboten und erst bei 340,– € zugeschlagen.
Die Karten des Künstlers Arthur Thiele gehörten wie immer zu den gefragten Stücken, eine Karte, die Katzen als Straßenmusiker zeigt, wurde bei einem Ausruf von lediglich 10,– € schlussendlich für 310,– € zuzüglich der Nebenkosten verkauft.
Im Bereich der Posten und Sammlungen war die Verkaufsquote wie immer außerordentlich hoch, nur sehr wenige Lose blieben unverkauft. Ein Los mit etlichen Tausend Karten mit deutscher und ausländischer Topographie erbrachte 17.000,– €. Mit Interesse erwarten wir nun den Katalog zur 50. Auktion. Die Jubiläumsauktion findet am 1. Juni 2019 im badischen Grenzach-Wyhlen statt.
Kurz vor Redaktionsschluss erreichte uns die Ergebnisliste der 43. Christoph Gärtner Auktion. Herausragendes Los aus dem Sonderkatalog „Ansichtskarten“, war eine illustrierte Vertreterankündigungskarte, die mit zahlreichen Berliner Ansichten illustrierte und als Vorläufer angebotene Karte (aus dem Jahre 1868) wurde bei einem Ausruf von 1000,– € nach einem Bietergefecht, erst bei 2900,– € zugeschlagen.
Im Frühjahr folgt nun die Auktion von Markus Weissenböck in Salzburg und von Konstanze Lippold in Dessau-Roßlau, beide Auktionen finden am 27. April 2019 statt. Die Auktionskataloge lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor.
Internet-Auktionen
Zu Jahresbeginn überraschten auch wieder einige Verkaufsergebnisse der Online-Auktionshäuser. Beim Auktionshaus Delcampe wurde im Januar eine Ansichtskarte aus Korsika angeboten. Die Karte zeigt eine kleine Menschenansammlung, die sich zu einer Informationsveranstaltung in der kleinen korsischen Gemeinde Sartène getroffen hat, informiert wurde über die Krankheit „Tuberkolose“. Diese sicherlich seltene und vermutlich in sehr kleiner Auflage hergestellte Karte wurde vom Anbieter mit einem Startpreis von 250,– € angeboten, nach tagelangem Bietergefecht, wurde die Karte für unglaubliche 1560,– € verkauft.
Eine Karte des Künstlers Jean- Jacques Waltz – besser bekannt unter seinem Künstlernahmen „Hansi“ er-brachte stolze 611,– €.
Herbert Fischer (postcards_stamps)
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