Welcher Briefmarkensammler träumt nicht davon, durch Zufall auf eine einzigartige Rarität zu stoßen? Während Exemplare wie die „Inverted Jenny“ seit ihrer ersten Ausgabe in den Mittelpunkt des Interesses vieler Philatelisten geraten sind, verhält sich die Sache bei den fünf Exemplaren, die wir im Folgenden vorstellen, etwas anders. Denn die von uns präsentierten Raritäten haben eines gemeinsam: sie wurden allesamt eher zufällig entdeckt. Und häufig waren es nicht die Entdecker, die den größten Nutzen aus ihrem Fund gezogen haben, sondern ihre späteren Besitzer. Doch dank ihnen sind diese mythischen Briefmarken bzw. Briefe erhalten geblieben und regen auch heute noch zum Träumen an.
Die Bordeaux-Briefe
Diese beiden Briefe tragen Briefmarken aus Mauritius und den Postwertstempel “Mauritius Post Office”. Sie zählen zu den seltensten Postsendungen, die mit diesen Wertzeichen versehen sind. Entdeckt wurden sie von einem Schüler in der archivierten Korrespondenz der Weinhändler Ducau & Lurguie in Bordeaux. Der erste Brief
trägt mit der roten und der blauen Marke die beiden berühmtesten Briefmarken aus Mauritius. Der zweite Brief weist eine Blaue Mauritius mit der Wertstufe Zwei Penny auf.
Der erste Brief wurde im Jahr 1993 über das Auktionshaus David Feldman für 6.123.750 Schweizer Franken verkauft.
Der Schüler, der den Brief einst fand, veräußerte ihn 1903 an Th. Lemaire für 1600 Pfund, was zur damaligen Zeit aber auch ein hervorragendes Geschäft gewesen ist.
Die Wohlfahrtsmarke Audrey Hepburn
Diese Briefmarke kam nie in Umlauf, da der Sohn von Audrey Hepburn, Sean Ferrer, seine Zustimmung zu der Serie verweigerte. Ihm missfiel, dass das abgebildete Motiv nicht nach seinen Wünschen geändert wurde. Denn anstatt mit einer Sonnenbrille war Audrey Hepburn auf der Marke mit einer Zigarettenspitze zwischen den Zähnen dargestellt.
Aufgrund der fehlenden Zustimmung des Nachfahren mussten 14 Millionen Briefmarken, die bereits mit diesem Motiv gedruckt worden waren, vernichtet werden. Bis zum heutigen Tage sind jedoch fünf gestempelte Einzelexemplare aufgetaucht.
Das erste Exemplar wurde von einem deutschen Philatelisten entdeckt. Dieser ließ sich regelmäßig Umschläge der Firmenpost eines Unternehmens zusenden, um die darauf befindlichen Briefmarken zu sichern. Zu seiner großen Überraschung entdeckte er auf einem dieser Umschläge die berühmte Marke mit Audrey Hepburn. Später verkaufte er das Stück für 58.000 Euro über das Auktionshaus Felzman.
Die Bristish Guiana 1¢ magenta
Auch die teuerste Briefmarke der Welt ging durch die Hände eines kleinen Jungen. Der Schüler entdeckte sie 1873 auf dem Dachboden auf einem Brief aus dem Jahr 1856. Die Marke wies starke Beschädigungen auf: So waren zum einen die Ecken abgeschnitten und zum anderen erlitt das Stück weiteren Schaden, als der Junge sie vom Untergrund ablöste. Der Schüler verkaufte die Marke 1873 für die bescheidene Summe von 6 Schilling an einen schottischen Sammler namens MacKinnon. Dieser kehrte dann mit seiner Sammlung, darunter der berühmten 1¢ magenta, von British Guiana nach Glasgow zurück.
In der Folge wechselte die Marke mehrfach die Besitzer, wobei ihr Wert mit jedem Mal weiter stieg. Nachdem 2014 ein Rekordpreis von 9,48 Millionen Dollar erreicht wurde, wurden bei einem Weiterverkauf im Jahr 2021 8,3 Millionen erzielt.
Die Blue Boy
Die Blue Boy (wörtlich: „Blauer Junge“), ist eine sehr seltene Briefmarke, die 1847 vom Postamt der Stadt Alexandria im US-Bundesstaat Virginia ausgegeben wurde. Es ist nur ein einziges Exemplar der Marke bekannt. Dieses befindet sich auf einem Brief, den James Wallace Hooff am 24. November 1847 an seine Verlobte geschickt hat. Den beiden Liebenden war es damals verboten, ihre Gefühle offen zu zeigen, sodass sie nur im geheimen korrespondieren durften und jeden Brief nach dem Lesen verbrennen mussten. Jannett, die Verlobte von James, bewahrte jedoch einen Brief in ihrem Nähkästchen auf. Dort wurde er viele Jahre später durch Zufall von ihrer Tochter gefunden, die 1908 ein gutes Geschäft damit machte und den Brief für 3000 Dollar verkaufte. 73 Jahre später wurde der Umschlag mit der Blue Boy vom Auktionshaus David Feldman für eine Million Dollar veräußert.
Die Tre skilling
Die Tre Skilling aus Schweden Diese Marke zählt ebenfalls zu den seltensten Exemplaren der Welt. Die Tre Skilling wurde im Jahr 1855 ausgegeben. Das Besondere ist die Farbe: Statt Grün weist die Marke einen gelb-braunen Farbton auf. Die Marke wurde auf einem Brief gefunden, der am 13. Juli 1857 in Umlauf gebracht wurde.
Die gelbe Tre-Skilling-Marke wurde von einem 14-jährigen Sammler aus Deutschland entdeckt, der den Fehldruck auf einigen alten Umschlägen auf dem Dachboden seiner Großmutter fand.Er verkaufte die Marke seinerzeit für 7 Kronen an einen örtlichen Briefmarkenhändler. Im Jahr 1996 wurde das Stück für 2,875 Millionen Schweizer Franken an das Auktionshaus David Feldman verkauft. 14 Jahre später wechselte die Rarität einmal mehr den Besitzer, wobei Käufer und Kaufpreis nicht bekanntge geben wurden.