Das Sammeln von Käseetiketten nennt man Tyrosemiophilie. Unter den gesammelten Käsesorten ist ganz klar der Camembert König. Nicht zuletzt wegen seiner runden Holzschachtel, die sich zu diesem Zweck besonders gut eignet. Es gibt wunderschöne Illustrationen zu entdecken und manche geben sogar den Blick frei auf bestimmte historische Ereignisse.

Der Star: der Camembert aus der Normandie

Der Camembert aus der Normandie – ein Käse aus Kuhrohmilch, in der Normandie hergestellt und verarbeitet – trägt seit 1982 eine kontrollierte Ursprungsbezeichnung für seinen unnachahmlichen Geschmack.

Der Legende zufolge wurde er Ende des 18. Jahrhunderts von Marie Harel (geb. Fontaine), einer Bäuerin aus dem Dorf Camembert, erfunden. Marie Harels Erben bauten ihren Betrieb immer weiter aus, und der Käse entwickelte sich schließlich zu einem der Wahrzeichen der Normandie.

Ursprünglich wurde der Käse auf Stroh gebettet, was sich für den Transport über längere Strecken jedoch als unpraktisch erwies. Folglich übernahmen die Camembert-Hersteller Ende des 19. Jahrhunderts endgültig die runde Schachtel aus Pappelholz, wie man sie auch heute noch kennt. Auf diese Zeit gehen auch die ersten Käseetiketten zurück.

Rasch eroberte das Camembert-Geschäft die Region. Und um den Käse zu schützen, der sich mittlerweile einen Namen gemacht hatte, gründeten 53 Käsereien schließlich das Syndicat des Fabricants du Véritable Camembert de Normandie!

Tausendundein Motiv für Camembert-Etiketten

Von der adretten Bäuerin über die normannische Kuh bis hin zu Mönchen, Windmühlen und anderen Motiven – die Künstler übertreffen sich gegenseitig mit wunderschön gestalteten Etiketten, welche die Herzen jedes Sammlers höherschlagen lassen! Je nach Seltenheitswert und Zustand, reichen die Preise
auf Delcampe von wenigen Cent bis hin zu mehreren Hundert Euro pro Etikett.

 

Der Camembert – ein patriotischer Käse

Viele Camembert-Etiketten stehen mit dem Ersten Weltkrieg in Verbindung. Und aus gutem Grund hatte der Krieg einen bedeutenden Einfluss auf die Bekanntheit des Camemberts.

So verhalf der Erste Weltkrieg dem Camembert zu Bekanntheit in ganz Frankreich. Grund für die Verbreitung war die Mobilmachung der normannischen Käsehersteller. Im Buch „Le Camembert, mythe français“ von Pierre Boisard heißt es, der Produzent Louis Serey habe 1917 den anderen Mitgliedern des Syndicat des Fabricants du Véritable Camembert de Normandie vorgeschlagen, der französischen Armee die Produktion eines vollen Arbeitstages zur schenken. Dieser Vorschlag wurde angenommen.

Schon bald durften die Camembert-Hersteller ihren Käse den zentralen Lagern der Armee liefern. Rasch wurde der
Camembert Teil des Proviants der Soldaten, die sich nun im Schützengraben den guten Camembert aus der Normandie schmecken ließen.

Zur gleichen Zeit begannen mehrere Camembert-Produzenten, ihre Schachteln mit patriotischen Illustrationen zu dekorieren. Ob das Bild eines Soldaten oder die französischen Nationalfarben – ihnen waren alle Mittel recht, um ihren Nationalstolz zu demonstrieren. An dieser Stelle muss aber auch daran erinnert werden, dass die Hersteller während des Krieges der Frontversorgung einen Vorrang zulasten des Hinterlands einräumten.

Dieser Patriotismus war für sie also äußerst einträglich. In erster Linie blieb dem Verbraucher einen hübsches Bild, gleichzeitig wurde der Camembert für die damaligen Soldaten aber auch zu einer Art Proust’scher Madeleine. Und schließlich hielt der ersehnte und tröstliche Imbiss auch zu Hause Einzug und von dort ist er nie wieder verschwunden.

Auf Delcampe stehen Tausende Käseetiketten zum Verkauf.

 

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