Beim Thema Numismatik werden zwei wiederkehrende Fragen regelmäßig gestellt. Und dies sowohl von Neugierigen als auch erfahreneren Sammlern: Wie und warum sollte ich eine Münzsammlung anlegen? Und falls ja, wird das ein teurer Spaß?
X. Bourbon, Ph.Theret, L. Schmitt
Es gibt ebenso viele Sammlungen wie es Arten des Sammelns gibt. Das gilt für alle ammelbereiche und auch die Numismatik ist hier keine Ausnahme. Die Numismatik ist in Tausende Spezialgebiete unterteilt (die sich über 2500 Jahre Weltgeschichte erstrecken), und nur schwer lässt sich auf Anhieb erkennen, welches Spezialgebiet einem am meisten zusagt, Freude bereitet und Neugier weckt. Für viele beginnt eine Sammlung, weil sie in einer Schublade, in einem dunklen Keller oder auf einem staubigen Dachboden in einer alten Schachtel etwas finden, das auf den ersten Blick wie ein Schatz aussieht. Die ersten Fragen lauten dann häufig: „Was ist das?“, „Wo kommt das her?“ und „Wie viel könnte das wert sein?“ Vielleicht ist Ihnen zum Beispiel gerade das restliche Kleingeld aus Großvaters Portemonnaie in die Hände gefallen, das längst in Vergessenheit geraten ist. Und schon öffnet sich ein kleines Fenster zu einer Geschichte.
Sobald Sie beschlossen haben, die Münzen zu behalten und ihnen den Platz urückzugeben, den sie innerhalb der Numismatik einnehmen, müssen Sie im nächsten Schritt herausfinden, um was genau es sich handelt. Hier wird ein wesentlicher Punkt einer „erfolgreichen“
Sammlung angesprochen: sich zu informieren. Ohne konkretes Ziel mit dem Kopf durch die Wand – das ist ein Garant dafür, Fehler zu machen und schnell enttäuscht aufzugeben. Um herauszufinden, welche Schätze man besitzt, ist fachkundige Beratung nötig. Und die kann in verschiedenen Formen erfolgen: Beratung durch einen professionellen Numismatiker (online oder persönlicher Besuch, um Fragen zu stellen), Suche nach numismatischen Büchern zum Kaufen oder zum Ausleihen in einer Bibliothek. Je nachdem, ob Ihre Nachforschungen ergeben, dass Ihre Münzen zwar historisch interessant, aber weder selten noch wertvoll sind oder dass Sie, im Gegenteil, gerade die 1831 aus der Nationalbibliothek gestohlenen und als eingeschmolzen geglaubten Münzen wiedergefunden haben, kann sich die Zukunft Ihrer angehenden Sammlung sehr unterschiedlich gestalten.
Wenn Ihre Münzen, wie es zumeist der Fall ist, keinen sehr hohen Marktwert haben, wissen Sie jetzt aber zumindest, wo sie in der Geschichte einzuordnen sind, und können sich auf die Suche nach ihren „Geschwistern“ machen. So wissen Sie auch, was Ihnen noch fehlt, um beispielsweise von jeder Stückelung pro Epoche eine Münze zu besitzen. Sofern Sie nicht nach außergewöhnlich gut erhaltenen Stücken oder seltenen Varianten suchen, können Sie mit einem durchaus vernünftigen leicht alles aufreihen, was unsere unmittelbaren Vorfahren bis zur Einführung des Euro in ihren Hosen- oder Westentaschen und Geldbeuteln hatten.
Im Vorfeld lässt sich aber nur schwer sagen, was Sie begeistern, und Ihre Neugier wecken wird, und von der Antike bis zur Gegenwart können die Bereiche sehr vielfältig sein und eine unendliche Zahl an Epochen und Möglichkeiten abdecken. Weisen die Münzen, die Sie gefunden haben, eine Besonderheit auf? Schlagen Sie in Büchern nach, sehen Sie genau hin, machen Sie sich ein Bild, tauschen Sie sich mit erfahrenen oder professionellen Numismatikern aus – manche werden Ihnen mehr erzählen als andere und Ihnen Hinweise geben.
Bitten Sie sie offen um Rat. Fragen Sie sie, was sie persönlich sammeln, schauen Sie sich an, „wie“ sie sammeln. Denken Sie an Ihren persönlichen Lebensweg, Ihre Heimatregion, Ihren Beruf, Ihre Familie, historische Orte, die für Sie oder Ihre Lieben von Bedeutung sind… und schon schnell wird sich ein Sammelschwerpunkt abzeichnen. Außerdem ist es wichtig zu wissen, was diese Münzen sind, welche es gibt und welche nicht, welche gewöhnlich und welche außergewöhnlich sind. Und dazu braucht es Gespräche und jede Menge Literatur.
Oftmals besitzt ein Münzsammler ebenso viele Bücher wie Münzen (wenn nicht gar mehr). Für moderne französische Münzen deckt ein Werk wie „Le Franc, les monnaies, les archives“ zum Beispiel die gesamte Neuzeit des Franc ab, die von der Umstellung auf das Dezimalsystem während der Revolution bis hin zur Einführung des Euro reicht, und kann Sie effektiv anleiten und informieren. Es gibt Probeabschlag einer Münze mit der Säerin von Oscar Roty (auf der Rückseite).
Münze des Direktoriums, „Union et Force“ auf der Rückseite, in ausgezeichnetem unzählige Werke zu praktisch allen Münzen und Epochen. Auch Auktionskataloge sind eine wahre Fundgrube an Informationen. Glauben Sie nicht, der Kauf eines Buches anstatt einer Münze sei ein Fehler. Häufig führt er „im nächsten Zug“ zum Erfolg!
Sobald dieses erste Saatkorn einer Sammlung gelegt ist, beginnt ein langer Weg. Schauen Sie sich Ihre Münzen wieder und wieder an und vergleichen Sie sie mit dem, was Sie auf dem Markt finden. Heute bietet das Internet Zugang zu einer unermesslichen Fülle an Informationen. Tauschen Sie sich mit professionellen Numismatikern aus, um herauszufinden, ob das, was Sie interessiert, leicht oder gar nicht zu finden ist (nur weil Münzen preiswert sind, heißt das nicht, dass man sie auch leicht findet). Und auch wenn die Versuchung groß ist, hier das Allerwichtigste: Kaufen Sie mehrere Monate lang keine kostspieligen Sammlerstücke! Schauen Sie sich um, vergleichen Sie, machen Sie sich ein Bild, bevor Sie eine Entscheidung treffen, die Sie vielleicht später schnell bereuen. Im Internet gibt es derzeit zahlreiche professionelle Websites. Große Plattformen, auf denen mit verschiedensten Artikeln gehandelt wird, wie die Delcampe-Website, sind unverzichtbare Informationsquellen. Machen Sie sich mit der Epoche vertraut, die Sie interessiert (so wird manch Münzsammler auch schnell zum Historiker), lesen Sie Referenzkataloge und ordnen Sie Ihre Münzen vor allem ein. Auf diese Weise können Sie einschätzen und ermitteln, was Ihnen fehlt, um Ihre Sammlung zu vervollständigen und ihr Kohärenz zu verleihen.
Der letzte entscheidende Aspekt findet sich ebenfalls in einem Portemonnaie -diesmal aber in Ihren eigenen. Möchten Sie eine Sammlung ohne konkrete Vorstellung beginnen? Dann sollten Sie sich überlegen, wie viel Geld Sie dafür ausgeben wollen/können: Es gibt spannende Münzsammlungen in allen Preisklassen und Ihre Sammlung wird sich ohnehin mit der Zeit und mit Ihnen weiterentwickeln: Haben Sie nur Geduld. Stellen Sie die Investitionsfrage aber nicht in den Vordergrund. Die „richtige“ Investition ist wichtig. Die größte Freude sollte es Ihnen bereiten, das gewünschte Ganze zusammenzustellen.
Sammeln bedeutet, Verbindungen zu knüpfen. Und diese Verbindungen wirken am stärksten, wenn Sie sie mit Gespür herstellen und mit anderen teilen. Es gibt eine Vielzahl von Liebhabern, Verbänden und Vereinen, in denen sich diese aufkeimende Sammelleidenschaft voll entfalten kann. So umfasst zum Beispiel die FFAN (www.ffan.eu) Dutzende solcher Verbände und Vereine in ganz Frankreich und Belgien.
Vielleicht finden Sie ja auch einen in Ihrer Nähe? Nur mit einem solchen Netzwerk und dem damit verbundenen Austausch wird Ihre Sammlung schnell Gestalt annehmen.