Wir freuen uns sehr darüber, dass Herbert Fischer sich dazu bereit erklärt hat, Sie hier in unserem Blog regelmäßig über das Marktgeschehen rund um das Sammeln von Ansichtskarten zu informieren. Diese Artikel entstehen mit freundlicher Unterstützung des Auktionshauses Daniel Stade.
In der vergangenen Ausgabe des Marktbarometers hatte ich schon näher erläutert, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf unser gemeinsames Hobby hat. Auktionshäuser berichten über immer neue Umsatzrekorde. Ansichtskarten, Briefmarken und Münzen, aber auch viele andere Sammelgegenstände sind so gesucht wie schon lange nicht mehr, und in bestimmten Marktsegmenten könnte man beinahe von einem Kaufrausch sprechen.
Verwunderlich ist es nicht, steht doch aufgrund der Pandemie in vielen Fällen mehr Zeit und Geld zur Verfügung. Wenn zum Beispiel Urlaubsreisen storniert werden müssen, verbringt man die Ferienzeit in den eigenen vier Wänden. Es bleibt viel Zeit, um sich mit dem Hobby zu beschäftigen, und das ersparte Geld erlaubt die eine oder andere Neuanschaffung, um eine Sammlung zu ergänzen oder sich vielleicht einem völlig neuen Sammelgebiet zuzuwenden.
Sammeln als sinnvolle Investition?
Im Laufe der vergangenen Wochen und Monaten verstärkte sich dieser Trend auch deshalb, weil immer mehr Banken und Sparkassen ihre Kunden förmlich aus Tagesgeld und Sparkonten herausdrängen. Das Stichwort lautet „Negativzins“: inzwischen verlangen rund 200 Banken – mit steigender Tendenz – von ihren Kundinnen und Kunden Zinsen für deren Spareinlagen. Es werden also für Spareinlagen nicht nur keine Zinsen bezahlt, sondern das Gegenteil ist der Fall: die Kunden müssen Zinsen an die Banken bezahlen! In diesem Zusammenhang wird oft von „Strafzinsen“ gesprochen. Um diesen negativ belegten Begriff zu vermeiden, nennen manche Banken diese dann lieber „Verwahrentgelt“.
Um diese Gebühren zu vermeiden, werden den Kundinnen und Kunden nicht selten hauseigene Finanzprodukte angeboten, die hinsichtlich der Marktrisiken aber nicht immer unproblematisch sind. Zudem fehlt es Kunden, die über Jahre ihr Geld in festverzinste Wertpapieren oder ganz klassisch auf einem Sparkonto angelegt haben, an der notwendigen Erfahrung, um mit solchen oft nur schwer zu durchschauenden Finanzprodukten umzugehen. Daher wird dieses Geld – um Negativzinsen zu vermeiden – nicht selten abgezogen und anderweitig investiert. Doch die Investitionsmöglichkeiten sind begrenzt: die Preise für Immobilien, Aktien und Edelmetalle befinden sich teils auf historischen Höchstständen, und es ist nicht jedermanns Sache in solchen Marktsituationen zu investieren.
Aktuelle Marktlage für Kauf und Verkauf
Aus diesen Gründen scheint ein Teil des freigewordenen Geldes in alternative Sachwerte zu fließen, und dies können eben auch historische Ansichtskarten, Briefmarken oder Münzen sein. Somit ist es nur logisch, dass die Preise für diese Sammelgegenstände steigen, ähnlich wie beim Aktien- oder Immobilienmarkt.
Diese Marktsituation birgt aber natürlich auch Chancen: vielleicht haben Sie schon lange darüber nachgedacht, bestimmte Teile Ihrer Sammlung zu verkaufen oder sich zum Beispiel von Dubletten zu trennen. Hierfür ist die aktuelle Marktlage mehr als günstig. Selbst schwer verkäufliches Material findet momentan ab und an einen Käufer. Mit dem Erlös können bestehende Sammlungen erweitert werden, oder man erfüllt sich einen besonderen Wunsch, in dem man beginnt, Material für eine neue Sammlung zusammenzutragen. Ob dies über eine Online-Plattform wie Delcampe geschieht oder über eine klassische Saal-Auktion spielt dabei keine große Rolle, da moderne Plattformen wie Delcampe beides vereinen: wie Sie wissen, finden Sie auch die Angebote von vielen internationalen Auktionshäusern auf Delcampe, und so können sich so über nur eine einzige Plattform an sehr vielen Auktionen beteiligen.
Neue Stade-Auktion im Juni
Im Bereich der historischen Ansichtskarten zählt das Auktionshaus Daniel Stade aus Grenzach-Wyhlen in Baden-Württemberg mit zu den Marktführern. Am 05. Juni 2021 findet die 56. Auktion statt. Das sehr vielfältige Angebot wird etwa 15.000 Lose umfassen. Wie mir Daniel Stade in einem persönlichen Gespräch schilderte, wird diese Auktion einige echte Highlights beinhalten. Lassen Sie sich überraschen und schauen Sie sich das Angebot in aller Ruhe an. Über Delcampe können Sie dann bequem und einfach Ihre Gebote platzieren. An der letzten Auktion hatten sich mehr als 3100 Bieter beteiligt und es wurden mehr als 40.000 Gebote abgegeben. Möchte da noch jemand behaupten, dass das Sammeln von Ansichtskarten und Briefmarken „out“ ist und nicht mehr dem Zeitgeist entspricht? Ich glaube nicht! Eher erlebt unser gemeinsames Hobby eine Renaissance, die man so vielleicht nicht unbedingt erwartet hätte.
Bemerkenswerte Verkäufe
Wie immer nun ein Blick auf einige interessante Stücke, die bei Delcampe verkauft wurden: China erlebt weiterhin einen Boom. Dies gilt im Bereich der Briefmarken genauso wie im Bereich der Ansichtskarten. Eine Ansichtskarte mit der Abbildung der Staatsflagge der Republik China (1912-1928), die 1912 aus China nach Luxembourg versandt wurde, fand bei einem Startpreis von 5.- € mit einem Endpreis von 252.- € einen neuen Besitzer. Aus gleicher Korrespondenz wurde eine weitere Karte für 228.- € verkauft; sie zeigt die Flagge der chinesischen Armee. Auf reges Interesse stieß auch eine Karte aus dem chinesischen Hankow (Hankou / Stadtteil von Wuhan). Die Karte zeigt einen traditionellen chinesischen Mediziner mit seiner – für heutige Verhältnisse – sehr spartanisch aussehenden Ausstattung. Diese Karte wurde 1908 ebenfalls nach Luxembourg versandt und bei Delcampe für 338.- € verkauft. Auch im Bereich der Kategorie „Verkehr u. Transport“ wurden in den vergangenen Wochen einige interessante Karten angeboten und teilweise zu Spitzenpreisen verkauft. Eine Karte, die den kleinen Bahnhof der Gemeinde Sauville in den Ardennen zeigt, wurde trotz einer leichten Beschädigung für 248.- € verkauft.
Wachsendes Interesse für Künstlerkarten
Im Bereich der Künstlerkarten ist eine Karte besonders hervorzuheben. Anlässlich der „Ersten allgemeinen Ausstellung für die Lichtindustrie – Wien“ (First exhibition for the light industry – Vienna) im Jahre 1910 entwarf Raphael Kirchner das Plakat zur Ausstellung. Mit dem gleichen Motiv wurde auch eine Ansichtskarte gedruckt. Die Karte ist ausgesprochen selten und sehr gesucht. Bei Delcampe wurde ein gut erhaltenes Exemplar im März für 800.- € angeboten und auch verkauft.
Grundsätzlich fällt auf, dass Delcampe eindeutig zu einer Plattform für zum Teil sehr hochwertige Künstlerkarten geworden ist. So wechselte kürzlich eine Karte der Wiener Werkstätte („Inspiration“ von Rudolph Kalvach) für 700.- € den Besitzer. Aber auch Spitzenstücke von Alphonse Mucha, Mela Köhler und vielen weiteren berühmten Zeichnern und Malern wurden zu sehr guten Preisen verkauft. Möglicherweise sprechen diese Karten nicht nur Sammlerinnen und Sammler an, sondern dienen in der derzeitigen Lage – wie anfangs erläutert – auch der Geldanlage.
Autor: Herbert Fischer (postcards_stamps)