Wir freuen uns sehr darüber, dass Herbert Fischer sich dazu bereit erklärt hat, Sie hier in unserem Blog regelmäßig über das Marktgeschehen rund um das Sammeln von Ansichtskarten zu informieren. Diese Artikel entstehen mit freundlicher Unterstützung des Auktionshauses Daniel Stade.

Üblicherweise erscheint das „Marktbarometer“ in Abständen von vier bis sechs Wochen. Diesmal hat es leider etwas länger gedauert, aber heute liegt eine neue Ausgabe für Sie bereit.

Veranstaltungen finden wieder statt!

Nachdem nun die verschiedenen Corona-Maßnahmen gelockert oder gänzlich aufgehoben wurden, ist auch in der Ansichtskarten- und Briefmarkenszene etwas Normalität eingetreten. Es finden wieder Tauschtage von Briefmarkenvereinen und Wettbewerbsausstellung statt, und auch Auktionen können wieder besucht werden. Kurzum können Sammlerinnen und Sammler sich nun wieder mit Gleichgesinnten auch im Rahmen von Veranstaltungen treffen. Dies belebt unser Hobby! Denn wie bei anderen Dingen auch ist die Freude größer, wenn man es mit anderen Teilen kann.

Ausstellungsreglements für Ansichtskarten

Haben Sie eigentlich schon einmal darüber nachgedacht ihre Ansichtskartensammlung so aufzubauen, dass sie sie im Rahmen einer Wettbewerbsausstellung präsentieren können? Ich habe vor mehr als zwei Jahrzehnten zusammen mit einigen anderen Weggefährten damit begonnen, mich konsequent für die Zulassung von Ansichtskartensammlungen bei Wettbewerbsausstellung von Briefmarkenvereinen einzusetzen. Anfangs wurden wir von „gestandenen“ Philatelisten belächelt. Ansichtskarten? Warum sollte man diese bunten Bilder in einer Ausstellung zeigen? Die Idee setzte sich aber schließlich durch, und so schaffte man im BDPh (Bund Deutscher Philatelisten) auch ein Ausstellungsreglement für Ansichtskarten!

Günter Formery aus Saarbrücken erarbeitete federführend ein Reglement, dass in weiten Teilen übernommen wurde und das heute bei der Bewertung von Ansichtskartenexponaten Anwendung findet. Ihm gebührt hierfür ein großes Lob! Waren es anfangs einige wenige Exponate, die ausgestellt wurden, finden sich heute entsprechende Sammlung selbst bei Weltausstellungen und treten mit philatelistischen Exponaten in Konkurrenz. Und die Ergebnisse der Ausstellerinnen und Aussteller können sich sehen lassen!

Auszeichnungen für die Sammlung „Paris by Night“

Ein gutes Beispiel hierfür ist die Sammlung von Dr. Seija-Riitta Laakso, einer finnischen Schriftstellerin und Philatelistin sowie Herausgeberin von internationalen philatelistischen Zeitschriften und Büchern. 2021 wurde sie dazu eingeladen, sich in die „Roll of Distinguished Philatelist“ einzutragen, eine Auszeichnung von internationaler Bedeutung, die 1921 vom“Philatelic Congress of Great Britain“ ins Leben gerufen wurde. Die Ansichtskartensammlung, für die Frau Laakso inzwischen höchste Auszeichnungen bei internationalen Weltausstellungen erhielt, trägt den Titel „Paris by Night“. Die Karten zeigen das prickelnde Nachtleben von Paris während der „Belle Epoque“, beginnend in der Zeit um 1890 bis zum Beginn des ersten Weltkrieges. Dutzende von seltenen bis sehr seltenen Karten sind in Ihrer Sammlung untergebracht und begeisterten sowohl die Betrachterinnen und Betrachter als auch die Jury der Ausstellung. So etwa 2019 anlässlich der „Stockholmia 2019“ in Schweden, als Frau Laakso 92 von 100 möglichen Punkten erzielte! Ihre Sammlung zählt damit zu den weltbesten Exponaten, ganz besonders im Bereich der historischen Ansichtskarten.

 Das Wählen eines Themas für Ihre Sammlung

Solche Erfolge sind nicht unmöglich! Sie können jederzeit gelingen. Notwendig sind hierbei natürlich  ein wenig Geduld, das Aneignen von Fachwissen und vor Allem, das Finden eines spannenden und unterhaltsamen Themas. Ansichtskarten der französischen Metropole zu finden ist zum Beispiel kein Problem: oftmals werden sie für nur wenige Cent angeboten. Daraus ein Spitzenexponat zu formen wie die Sammlung „Paris by Night“ ist eine besondere Kunst, die man aber durchaus erlernen kann. Mein Tipp: wenn Sie die Gelegenheit haben, so besuchen Sie entsprechende Ausstellungen, betrachten Sie sich gute Sammlungen und nehmen Sie die Anregungen mit, um ähnlich schöne Sammlungen aufzubauen. Auf Handelsplattformen wie Delcampe finden Sie viele Millionen Ansichtskarten! Streifen Sie durch die einzelnen Kategorien, schauen Sie sich die verschiedenen Karten an und wählen Sie für sich das passende Thema aus.

Jubiläum : 60. Stade-Auktion im Herbst

Zu den Highlights im kommenden Herbst wird sicherlich die 60. Auktion des Auktionshauses Daniel Stade zählen, die am 01. Oktober 2022 stattfinden wird. Wie immer werden die Lose auch auf Delcampe zu finden sein und können von dort aus bequem beboten werden.

Daniel Stade ist stolz darauf, im Rahmen der Jubiläumsauktion ein ganz besonderes Los anbieten zu können: Es handelt sich um eine komplette Serie der Bauhaus-Karten, die anlässlich einer Ausstellung in Weimar 1923 hergestellt wurden. Vom 15. August bis zum 30. September 1923 stellte das Bauhaus erstmals die dort entstanden Objekte öffentlich vor. Die sechswöchige Ausstellung wurde von etwa 15.000 Menschen besucht. Anlässlich dieser Ausstellung wurden 20 verschiedene Postkarten gestaltet und herausgegeben. Die Karten waren von Mitarbeitern und Schülern des Bauhauses entworfen worden. Dazu gehörten so berühmte Persönlichkeiten wie Paul Klee, Wassily Kandinsky oder auch Lyonel Feininger.

Die Vorbereitungen zum Druck der Karten traf die hauseigene Druckerei, gedruckt wurden die Karten bei der Weimarer Druckerei Reineck & Klein. Auf der Anschriftenseite befindet sich der Eindruck „Staatliches Bauhaus Weimar / Ausstellung 1923 / Ende Juli-September“. Die Austellungseröffnung erfolgte jedoch am 15. August! So wurden alle Karten nachträglich mit einem Stempel versehen, der über den genauen Zeitpunkt informierte. Die Karten wurden nummeriert (1-20) und der Name des jeweiligen Künstlers angegeben. Die genaue Auflage ist ungewiss, man muss jedoch insbesondere aufgrund des seinerzeit herrschenden Papiermangels von einer sehr niedrigen Auflage ausgehen.

Die Ansichtskarten dieser Bauhausausstellung gehörten heute zu den unangefochtenen Spitzenreitern im Bereich der historischen Ansichtskarten. Der Ausrufpreis von 80.000.- Euro mag sehr hoch erscheinen, ist aber dennoch sehr zurückhaltend gewählt, da die wenigen kompletten Serien – falls sie überhaupt auf dem freien Markt angeboten wurden – mit über 200.000.- Euro den Besitzer wechselten. Sicherlich kein Los für jedermann, in jedem Falle aber eine ausgezeichnete Werbung für unsere Leidenschaft: man darf davon ausgehen, dass viele Zeitungen und Zeitschriften über dieses Ereignis berichten werden!

Bemerkenswerte Verkäufe auf Delcampe

Nun wie üblich zu einigen interessanten Ergebnissen auf Delcampe: Besonders stolz dürften die Einwohner der französischen Gemeinde Corrèze in der Region Nouvelle-Aquitaine auf ihren Autobus gewesen sein. Auf einer Ansichtskarte aus der Zeit um 1910 posieren einige Männer stolz vor ihrem Bus, ein Kind hat im Bus als Fahrgast Platz genommen. Diese interessante Karte wurde kürzlich für  450.- Euro verkauft.

Zum festen Angebot auf Delcampe gehören sicherlich Stücke des beliebten Jugendstil-Malers Alfons Mucha, und auch in den vergangenen Wochen wechselten etliche schöne Stücke den Besitzer. Die hier abgebildete Karte erzielte einen Preis von 245.- Euro. Bei Daniel Stade wurde im Rahmen der 59. Auktion ein großes Plakat des Künstlers für 1.700.- Euro verkauft. Dieses Plakat wurde wie üblich auch auf Delcampe angeboten.

Neben Mucha sind auch die Karten des Künstlers Raphael Kirchner sehr gesucht und werden zu entsprechenden Preisen verkauft. Eine besonders schöne Glückwunschkarte zum Neuen Jahr fand für 250.- Euro einen neuen Besitzer.

Besonders schön fanden wir auch die Karte eines Schumacher- Geschäfts in der französischen Stadt Seyne-sur-Mer an der Côte d’Azur. Der Schuhmacher selber, aber auch seine Gesellen und Mitarbeiter waren sicher stolz auf ihr Handwerk und die von Ihnen produzierten Produkte. Diese Karte wurde Mai im Rahmen einer Delcampe-Auktion für 403.- Euro verkauft.

 

Autor: Herbert Fischer (postcards_stamps)

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