Sensationeller Briefmarkenfund: Farbfehldruck 3 Kreuzer rot anstatt grün
Seit Einführung der Briefmarken im Jahr 1840 genießen Farbfehldrucke in der Philatelie einen besonderen Stellenwert und haben immer wieder die Leidenschaft der Sammler entfacht.
Der Traum eines jeden Sammlers ist eine besonders seltene Briefmarke zu finden oder gar eine philatelistische Rarität zu entdecken.
Ein Südtiroler Philatelist besann sich im Frühjahr 2022 während der COVID-19 Pandemie seiner „Kuriositäten“ Schachtel und sichtete deren Inhalt. Er entnahm einen vor etwa 20 Jahren erworbenen Brief mit einer gewöhnlichen „5 Kreuzer“ Frankatur aus dem Jahre 1870, jedoch mit einer ungewöhnlichen Besonderheit, einem Waagzettel für Pakete, der im Innenteil des Briefes zusammen mit einer Stempelmarke aufgeklebt war.
Dabei handelt es sich um eine illustrierte Rechnung aus der Korrespondenz des Handelshauses Ant. Himmelbauer & Co. frankiert mit einer roten Kreuzer-Marke mit dem Kopfbildnis Kaiser Franz Josephs. Die rote Marke ist eine der häufigsten Briefmarken Österreichs und hat daher nur einen bescheidenen Wert von einigen wenigen Euro. Der Sammler kann sich weder an den Zeitpunkt noch an den Ort des Erwerbs erinnern.
Nach eingehendem Studium traute der Sammler seinen Augen nicht, da er eine philatelistische Sensation in Händen hielt: ein bisher unbekanntes Exemplar des berühmten Farbfehldrucks 3 Kreuzer 1867 rot statt grün und auch noch auf Brief.
Auf Anraten seines Sammlerfreundes Dr. Thomas Mathà wurde ein Gutachten beim renommierten Philatelie-Experten Prof. Dr. Ulrich Ferchenbauer in Auftrag gegeben, der diesen Brief als „eine philatelistische Rarität, durchaus vergleichbar mit Raritäten der britischen Philatelie wie Mauritius usw., wohl einer der seltensten Briefe nicht nur der Alt-Österreich Philatelie, sondern der gesamten Philatelie weltweit“ bezeichnet.
Geschichtlicher und philatelistischer Hintergrund
Nach dem Ausscheiden des Kaiserreichs Österreich aus dem Deutschen Bund kam es im Jahr 1867 zum Ausgleich mit Ungarn und der Umwandlung des Kaiserreichs Österreich in die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn mit zwei gleichberechtigten Teilstaaten mit Kaiser Franz Joseph als Regenten.
Der neu entstandene Staat Ungarn erhielt unter anderem auch sein eigenes Postwesen und verlangte nach neutralen Briefmarken, da die Doppeladler Ausgabe von 1863 für die Ungarn nicht mehr tragbar war. So wurde noch im selben Jahr als Übergangslösung eine neue Freimarkenserie mit dem Kopfbildnis des österreichischen Kaisers bzw. ungarischen Königs ausgegeben. Die Wertbezeichnung wurde bewusst klein und abgekürzt in „kr.“ geschrieben, für das ungarische Postgebiet „Krajczer“ und für das österreichischen Postgebiet „Kreuzer“.
Ungarische Postverwaltung
Beim Druck des 5-Kreuzer-Wertes wurde im Jahre 1867 für kurze Zeit irrtümlich ein 3 kr. Druckstöckel in die Druckplatte des 5 kr. Wertes eingefügt, wodurch dieser Fehldruck 3 kr rot entstanden ist.
Alle mit ungarischen Abstempelungen bekannten Exemplare wurden in den ersten Verwendungsmonaten gebraucht und zwar:
– zwei Briefe aus der sog. „Pfeiffer“-Korrespondenz mit den Abstempelungen „Köbánya 25/8“ und „Köbánya 8/9“, der erste Brief befindet sich heute im ungarischen Postmuseum in Budapest, der zweite befand sich in der Sammlung Dr. Jerger (im Jahre 2005 für ca. 385.000 Euro versteigert)
– ein Briefstück aus „Detta 4/10“,
– drei lose Marken mit den Abstempelungen
o „Brukenau 24/9“ (ex Sammlung König Carol II. von Rumänien),
o „Gr.Becskerek 1/10“ (ex Sammlung Ferrary)
o „Gr.Becskerek 2/10“
Österreichische Postverwaltung
Im Jahre 1870 wiederholte sich der Fehler beim Druck des 5-Kreuzer-Wertes, indem neuerlich ein 3 kr
. Druckstöckel für kurze Zeit in die 5 kr. Druckplatte eingefügt wurde und so ein neuer 3 kr. Fehldruck in Rot mit einem bisher unbekannten Stöckel entstand.
Der am 22.3.1870 von Wien nach Triest geschickte Brief ist heute der einzig bekannte in Österreich verwendete 3 kr. Farbfehldruck in Rot.
Der glückliche Finder ist heute der Besitzer einer der bedeutendsten philatelistischen Raritäten Österreichs. Dieser Farbfehldruck ist eine der größten Briefmarken Raritäten Europas durchaus vergleichbar mit dem berühmten Baden Fehldruck, der schwedischen 3 Skilling Banco oder der spanischen 2 Reales in Blau.
Es bleibt also spannend, ob und wann weitere Funde dieser sehr seltenen Briefmarke auftauchen.