Wir freuen uns sehr darüber, dass Herbert Fischer sich dazu bereit erklärt hat, Sie hier in unserem Blog regelmäßig über das Marktgeschehen rund um das Sammeln von Ansichtskarten zu informieren. Diese Artikel entstehen mit freundlicher Unterstützung des Auktionshauses Daniel Stade.

In unserem letzten „Marktbarometer“ hatte ich Ihnen anlässlich des bevorstehenden Weihnachtsfestes empfohlen, doch einmal die eine oder andere historische Ansichtskarte an Freunde oder Verwandte zu verschenken. Ich hoffe natürlich, dass Sie mit dieser Idee manchem Beschenkten eine große Freude machen konnten!

Die Freude am Weitergeben von Fachwissen

Jede Sammlerin und jeder Sammler hat irgendwann mit dem „ersten Stück“ begonnen, und wer erst einmal Spaß daran findet, für den kann es ein Hobby werden, das zu einem lebenslangen Begleiter wird. Sicherlich erinnern auch Sie sich noch an Ihren Einstieg! Und es kann viel Freude bereiten, Neueinsteiger dann mit Ihrem angearbeiteten Wissen zu fördern und zu unterstützen: Anfängerinnen und Anfänger stellen sich viele Fragen! Weshalb kostet eine bestimmte Ansichtskarte nur wenige Cent, und warum kostet eine andere mehrere Hundert Euro? Warum sind viele Ansichtskarte recht klein im Format und andere größer? Warum sind manche Ansichtskarten mit Briefmarken versehen und andere wiederum nicht? Was ist der Unterschied zwischen einer Prägekarte und einer Reliefkarte? Es gibt viele weitere Beispiele von möglichen Fragen, mit denen man am Anfang konfrontiert wird und die man hier aufzählen könnte… Selbst erfahrene Sammlerinnen und Sammler werden manchmal die Hilfe von anderen in Anspruch nehmen müssen, um Fragen zu klären.

Die Erhaltung von historischen Ansichtskarten

Nicht immer geht es nur um die Ansichtskarte selbst, die einem Fragen aufgibt. Historische Ansichtskarten sind aus heutiger Sicht etwa 75-150 Jahre alt, sofern man den Zeitraum bis zum 2.Weltkrieg als „historisch“ ansieht. Viele Millionen solcher historischen Ansichtskarten wurden in diesem Zeitraum hergestellt und sind uns bis heute erhalten geblieben – allerdings in sehr unterschiedlichen Erhaltungszuständen. Manche Stücke sehen so frisch aus, als hätten sie gerade erst die Druckerei verlassen, anderen sieht man ihr Alter deutlich an. Vielleicht haben Sie sich auch schon einmal gefragt, ob Ihre Schätze auch noch während der  nächsten Jahrzehnte – oder gar Jahrhunderte – für nachfolgende Generationen erhalten bleiben werden. Sicherlich spielt dabei der sorgfältige Umgang mit alten Ansichtskarten eine Rolle – dies gilt aber auch für viele andere Sammlerstücke und insbesondere für alle Objekte aus Papier.

Die Bedeutung einer fachgerechten Aufbewahrung

Neben dem sorgfältigen Umgang mit den Karten stellt sich aber auch immer wieder die Frage nach der richtigen Lagerung, damit es auch langfristig nicht zu Beschädigungen kommt. Möglicherweise haben sie schon einmal ein altes Ansichtskartenalbum aus der Zeit um 1900 in Händen gehalten. Solche Alben waren seinerzeit sehr beliebt! Es gab sie in vielen Haushalten, um Ansichtskartengrüße, die von Freunden und Verwandten übermittelt wurden, darin unterzubringen. Die Alben bestanden üblicherweise aus Pappe und Papier und waren mit Einstecklaschen für die Karten versehen. Über Jahrzehnte darin untergebrachte Ansichtskarten sind heute oft mehr oder weniger stark beschädigt. Beim Einstecken in die Laschen wurden die Ecken der Karten in Mitleidenschaft gezogen, durch die langjährige Lagerungen haben sich unter Umständen stärkere Druckstellen ergeben oder man hat Karten gar mit der Schere beschnitten, weil sie nicht in die vorgegebenen Laschen der Alben passten. Viele Alternativen zu diesen Alben gab es damals nicht, es sei denn, man bewahrte die Karten lose in Kästchen oder Schachteln…

Heute sind die Unterbringungsmöglichkeiten vielfältiger, da die verschiedenen Zubehörfirmen eine breite Palette von praktischen Produkten anbieten. Bei Auswahl geht es natürlich vor allem darum, Ansichtskarten geschützt unterzubringen. Hierfür werden Klarsichthüllen angeboten, die  sie vor Beschädigungen schützen. Alternativ können auch größere Lagerbücher mit den entsprechenden Folienblättern erworben werden, in denen Ihre Ansichtskarten recht sicher und geschützt untergebracht sind. Man sollte hier nicht an der falschen Stelle sparen, indem man billige Produkte unbekannter Hersteller erwirbt! Jeder kennt Klarsichtfolien, die schon nach wenigen Jahren wellig werden oder die sich verfärben: die darin untergebrachten Ansichtskarten erleiden mit großer Wahrscheinlichkeit im Laufe der Jahre mehr oder weniger starke Schäden. Insbesondere den Briefmarkensammlerinnen- u. Sammlern ist dieses Problem nur zu gut bekannt: durch die langjährige Unterbringung unter Folien wurden bereits viele kostbare Marken unumkehrbar zerstört.

Sobald genügend Ansichtskarten zu einem Thema zusammengekommen sind, besteht oft der Wunsch eine Sammlung zu gestalten, um diese vielleicht auch in geeigneter Form zeigen zu können oder um sie bei Ausstellungen einem Publikum zu präsentieren. Hierfür bieten sich zum Beispiel Albenblätter, Hüllen, Befestigungsmaterial, Ringbinder und andere Dinge an. Aber auch hier gilt: sparen Sie nicht an der falschen Stelle! Sollten Sie sich eines Tages von Ihrer Sammlung oder von Dubletten trennen wollen, spielt die Erhaltung Ihrer Karten eine ganz wesentliche Rolle: spätestens dann wird sich die Investition in gutes Zubehör bezahlt machen!

Ergebnisse der 58. Stade Auktion

Ein Highlight zum Beginn des neuen Jahres war sicherlich wieder einmal die Auktion des Hauses Daniel Stade in Grenzach-Wyhlen. Am 05. Februar wurden im Rahmen der 58. Auktion etwa 15.000 Ansichtskarten, Sammlungen und Posten angeboten. Mehr als 65.000 Gebote erhielt Daniel Stade, von denen viele auch über Delcampe abgegeben wurden. Mehr als 500 Bieterinnen und Bieter haben mehr als 8000 Gebote für diese Auktion über Delcampe abgegeben.

Los Nr. 1 präsentierte Stade wie immer auf der Titelseite seines Kataloges, es handelte sich um die Karte Nr. 677 der Wiener Werkstätte. Moritz Jung gestaltete diese Karte, die einen Windhund zeigt. Der Ausrufpreis lag bei 150.- Euro, aber verkauft wurde die Karte schließlich für 460.- Euro.

Wie selten manche frühe Ansichtskarten (Vorläufer) sind, wurde bei Los Nr. 6371 deutlich, einer Karte aus dem Jahre 1879, die Stade anbot. Sie zeigt Teile des Frankfurter Palmengartens und war als Glückwunschkarte zu Neujahr gedacht. Der Ausrufpreis lag bei 500.- Euro, der Zuschlagspreis lag letztendlich bei 1300.- Euro.

Neue Stade-Auktion im Juni

Am 04. Juni 2022 wird die 59. Auktion stattfinden, und wie ich hörte, steht die Versteigerung einiger besonderer Stücke bevor. Natürlich können Sie wie gewohnt auch diesmal wieder bequem Ihre Gebote über Delcampe abgeben. Versuchen Sie es doch einmal, sicherlich werden auch Sie das ein oder andere interessante Stück für Ihre Sammlung finden.

Bemerkenswerte Verkäufe

Auch bei Delcampe kam es wieder zu einigen interessanten Ergebnissen. So wurde Karte Nr. 860 der Wiener Werkstätte kürzlich für 1500.- Euro verkauft! Vor etwa 20 Jahren erzielte diese Karte bei einem renommierten Auktionshaus lediglich einen Endpreis von 240.- Euro. Wieder ein Beispiel dafür, das hochwertige Karte in guter Erhaltung durchaus auch eine gute Wertanlage darstellen können!

Auch Ansichtskarten von Jahrmärkten und Volksfesten sind sehr beliebt, insbesondere dann, wenn sie farbig und ansprechend gestaltet wurden. Eine Karte, die anlässlich der Luxemburger Schobermesse – ein großes Volksfest, dass im Spätsommer jeden Jahres in der Stadt Luxemburg gefeiert wird – herausgegeben wurde, wurde für 314.- Euro verkauft. Ein sehr erstaunlicher Preis, wenn man berücksichtigt, dass diese Karte nicht speziell für dieses Fest hergestellt wurde, sondern auch an anderen Orten Verwendung fand: der Hinweis auf die Schobermesse wurde lediglich per Stempel hinzugefügt.

Überraschend war sicherlich auch der Preis, den eine alte polnische Ansichtskarte aus Warschau erzielte: die Karte zeigt die Towarowa-Straße mit einer Häuserzeile und Straßenbahn. Während des 2. Weltkrieges, am 13. November 1941, wurde das Gebiet rund um diese Straße von russischen Truppen bombardiert, wobei ein Großteil der Gleisanlagen des nahegelegenen Güterbahnhofs ebenfalls zerstört wurden. Die sicherlich seltene Karte wurde nach heftigem Bietergefecht letztendlich für 506.- Euro verkauft.

Autor: Herbert Fischer (postcards_stamps)

 

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2 Kommentare

  1. Ich sammle schon seit vielen Jahren Ansichtskarten Rumburg/Rumburk im Sudetenland und habe schon eine beachtliche Sammlung zusammen. Leider ist die Situation demzufolge so das nur noch selten Stücke angeboten werden die ich noch nicht habe, ganz zu schweigen von Vorläufern. Waren diese Vorläufer so selten das es davon so wenige gab bzw. gibt ?

    • Guten Tag,

      Ich kenne dieses Sammelthema nicht im Besonderen, ich werde sehen, ob ich mich erkundigen kann.

      Mit freundlichen Grüßen

      Héloïse